Erkrath: Volker Pispers begeisterte in der Stadthalle

Einer der letzten Vertreter des anspruchsvollen politischen Kabaretts begeisterte Freitagabend in der ausverkauften Stadthalle.

Erkrath. Erst lachen, dann nachdenken. Und sich später vielleicht noch mal an die vermeintlichen Pointen erinnern, die einem irgendwo im Alltag begegnen und dann gar nicht mehr so witzig sind. So läuft das mit dem politischen Kabarett.

Und so lief es auch beim Auftritt von Volker Pispers, der am Freitagabend in der Stadthalle für ein ausverkauftes Haus sorgte. Es gab viel zu lachen, aber mindestens genauso viele bitterböse Wahrheiten. Wortgewandt und stellenweise richtig gemein haute Pispers den Politikern ihre eigenen Phrasen um die Ohren.

Und so ganz nebenbei gab er auch noch Nachhilfe in Sachen Sprachgebrauch: Aus "Idioten" werden "bildungsferne Schichten", "anständig" heißt "liechtensteinfern", "Hausfrauen" mutieren zu "modernen Sklaven" und deren Männer zu "Hausfrauenhaltern".

Vor allem Peter Hartz - der Erfinder der gleichnamigen Arbeitsmarktreform -, Managerbezüge & Co. haben es dem Träger des deutschen Kleinkunstpreises angetan. Fazit seiner kabarettistischen Abrechnung in Sachen Wirtschaftskriminalität:

Es sollte eine Quellensteuer für Bankräuber geben, zehn Prozent der Beute könnten so ohne großen Aufwand direkt auf ein Hilfskonto der WestLB eingezahlt werden. Polizeieinsatz beim Überfall, Gerichtsverfahren, Knastaufenthalt: kostet nämlich alles nur überflüssige Steuergelder.

Um Peter Hartz müsse man sich übrigens keine Sorgen mehr machen, ihn habe die gerechte Strafe ereilt. Schließlich sei die tägliche Frage der Ehefrau danach, wie es im Puff denn so gewesen sei, schlimmer als ein paar Jahre in Einzelhaft.

Das ist und bleibt die Stärke von Volker Pispers. Er denkt all dass, was Politik und Gesellschaft so produzieren, einfach konsequent zu Ende. Und er verlässt die Bühne nicht ohne ein paar Überlebenstipps für sein Publikum: Zur Pensionierung solle man auf jeden Fall ein Fass aufmachen - um dort am besten direkt einzuziehen, weil die Rente für mehr nicht reicht.

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