Erkrath: Theater wie ein Stück ihres Lebens
Ingrid van Bergen: Die Schauspielerin, die vor 30 Jahren ihren Geliebten erschossen hat, zieht als Schauspielerin immer noch viele Besucher an.
Erkrath. Da war Thorsten Weckherlin, Intendant des Landestheaters Burghofbühne, doch freudig überrascht: "Als Theatermacher ist man nicht immer so einen vollen Saal gewöhnt wie hier in Erkrath". Allerdings hatte sich mit Ingrid van Bergen auch eine Schauspielerin mit Rang und Namen angekündigt. Die 77-jährige spielte in der Curt Goetz-Komödie "Ingeborg" die lebenserfahrene und zuweilen auch trinkfeste Tante Ottilie - eine Rolle, die der Charakterdarstellerin auf den Leib geschnitten zu sein schien.
Dass Ingrid van Bergen vor drei Jahrzehnten für Schlagzeilen gesorgt hatte, als sie im Affekt ihren damaligen Geliebten erschoss, störte die Theaterbesucher nicht. "In das Privatleben anderer Menschen hängt man sich nicht rein. Was zählt, ist doch nur die schauspielerische Leistung", sagte Karin Matzke.
Die Erkratherin war am Mittwochabend eine von vielen Abonnementinhabern, die dem Theaterprogramm in der Stadthalle verbunden sind. "Ich komme seit Jahren zu jeder Aufführung", sagt sie, nicht ohne die Stückauswahl zu loben. Erika Janz war hingegen gekommen, um Ingrid van Bergen erleben zu können. "Meine Nachbarin hat mich eingeladen", sagt die Seniorin.
Intendant Weckherlin ließ es sich nicht nehmen, selbst in das Stück einzuführen und seine Starbesetzung anzukündigen. "Eine sehr bewegte Frau, die früher vor allem politisches Kabarett gemacht hat", ließ er die Zuschauer wissen.
Im richtigen Leben engagiert sich Ingrid van Bergen für den Tierschutz und hat den Buddhismus für sich entdeckt. In ihrer Rolle als Tante Ottilie erschien sie nicht weniger weltgewandt, als Leserin von George Bernhard Shaw und Oscar Wilde. Allerdings mit der Neigung, ihre Umgebung auf eine stille Art und Weise zu tyrannisieren.
Die Handlung des Stückes: eine nicht ungewöhnliche Geschichte um die Irrungen und Wirrungen einer Dreiecksbeziehung. Die schwärmerische Ingeborg wird aus ihrer wohlbehüteten Balance gerissen, als auf dem Gut ihres Gatten ihr heimlicher Jugendschwarm auftaucht. Kein großer Boulevard, sondern ein fein gestricktes Stück und ein Drama mit Zwischentönen und genauer Psychologie.
