Erkrath: Schneller laufen im Knast

Zwei Erkrather starteten beim Dauerlauf in einem Gefängnis – freiwillig.

Erkrath. Sie sind problemlos in den Knast gekommen. Und genauso schnell waren Katja Benz (35) und Achim Herberg (52) auch wieder draußen. Dazwischen lagen Marathonlauf über 42 Kilometer und ein paar nette Gespräche mit den Insassen der Justizvollzugsanstalt in Darmstadt.

"Eigentlich war alles ganz normal. Man fühlte sich einfach nur unter Läufern", erinnern sich die beiden Mitglieder des Erkrather Lauftreffs an das bislang ungewöhnlichste Ambiente für den ganz normalen Freizeitsport. Die Idee, mal hinter Gittern laufen zu wollen, hatten beide schon vor einem Jahr.

"Aber damals waren schon zu viele Läufer angemeldet", blickt Achim Herberg zurück auf den ersten gescheiterten Versuch, beim damals 2.Darmstädter Knastlauf zu starten. Aufgegeben haben er und Katja Benz ihre Idee dennoch nicht. Um auf jeden Fall einen Platz auf der Starterliste zu bekommen, haben sie sich diesmal bereits im Januar angemeldet.

Gereizt hat die beiden Hobbysportler vor allem der Resozialisierungsgedanke des Laufprojekts, der für die Organisatoren im Vordergrund steht. Aber irgendwie waren beide natürlich auch neugierig, was sie hinter Knastmauern so erwartet.

Dass Drogen und Waffen tabu sind, stand schon in den Anmeldeformularen. Auch das Handy - die letzte Verbindung nach draußen - war nicht erlaubt. "Es war wie am Flughafen. Wir sind durch eine Schleuse gegangen und waren drin", erinnert sich Katja Benz.

An der 1,7 Kilometer langen Rundstrecke wurden dann die Laufschuhe geschnürt. Viel Zeit blieb nicht, bis der Startschuss für die 130 "externen" Läufer fiel, die sich gemeinsam mit 60 Gefangenen auf den Weg machten. "Die Runden führten durch das Gelände hindurch - sogar an Bäumen entlang", beschreibt Herberg die Strecke.

Die 42 Kilometer bei sommerlicher Hitze seien jedenfalls kein Spaziergang gewesen, so der Erkrather. Ins Ziel kam er gemeinsam mit seiner Partnerin Katja Benz, die mit 3:49 Stunden richtig schnell unterwegs war und die Bestzeit bei den Frauen lief.

Übrigens hatten sich nicht nur die Gäste, sondern auch die Gefängnisinsassen bestens auf die Langstrecke vorbereitet. "Einige haben sogar mit dem Rauchen aufgehört", so Achim Herberg.

Weitere Details aus dem Knastleben wollten die Erkrather dann lieber doch nicht wissen.

"Einer der Gefangenen hat meiner Freundin während des Laufs drei Stunden lang seine Lebensgeschichte erzählt", plaudert Katja Benz aus dem Nähkästchen. Überhaupt seien vor allem die Läuferinnen hinter Gittern sehr willkommene Gäste gewesen, die besonders angefeuert wurden. "Die Zurufe hinter den vergitterten Fenstern waren schon ungewohnt", verrieten die Erkrather, dass alles doch nicht so normal war wie bei einem Waldlauf.

Mitlaufen würden sie auf jeden Fall wieder. "Auch wenn die Strecke keine Bestzeiten zulässt", so Benz, die vor kurzem in Hannover ihre Bestzeit von 3:39 Stunden gelaufen ist.

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