Erkrath: Schluss mit dem Frust

Nach 20 Jahren in der Opposition stellt die BmU nun die drittstärkste Fraktion – und kündigt harte Verhandlungen an.

Erkrath. Für die Antwort muss er nicht lange überlegen. "Wir sehen uns als Wahlsieger und zwar auf ganzer Linie." sagt Bernhard Osterwind (54). Zwar wird die CDU im neuen Stadtrat immer noch die meisten Sitze haben, doch die BmU (Bürger mit Umweltverantwortung) als drittstärkste Kraft verabschiedet sich aus der Rolle der reinen Opposition.

"Das waren 20 schon teilweise frustrierende Jahre", blickt Fraktionsvorsitzender Osterwind zurück, um gleich hinterher zu schieben: "Wir werden jetzt ein harter Verhandlungspartner und nicht mehr nur das Zünglein an der Waage sein."

Mit sechs Sitzen hatte die BmU spekuliert. Dass es jetzt sogar neun geworden sind, sei "das Sahnehäubchen und für uns keine Last, sondern Lust". Osterwind kontert Nachfragen, ob denn die BmU-Kandidaten auf den hinteren Listenplätzen überhaupt mit einem Ratsmandat gerechnet hätten, einfach aus. "Mich stört die Kritik. Wir sind doch nicht mehr grün hinter den Ohren. Das sind alles erfahrene Leute."

Osterwind sieht Vorteile in der Tatsache, dass es keine stabilen Mehrheiten mehr gibt. Gespräche mit Grünen und SPD sind bereits vereinbart. "Die Diskussionen werden jetzt hoffentlich offener und inhaltsreicher." Und er verspricht, Vorschläge der CDU nicht einfach abzulehnen, nur weil sie von der CDU kommen. "Aber man muss jetzt halt mit Sachargumenten kommen und kann nicht mehr einfach in den Rat gehen und sich sagen, ,wir haben ja eh die Mehrheit’."

Vor allem das Thema Stadtentwicklung dürfte in den kommenden Jahren für Diskussionen sorgen. Die BmU verfolgt eine klare Linie, mit der sie sich bislang nicht durchsetzen konnte - jetzt sieht es vielleicht anders aus. "Es gibt keinen Grund, in Erkrath auf der grünen Wiese zu bauen", sagt Osterwind. Das gelte sowohl für Wohnbebauung als auch für Gewerbe wie etwa auf der Neanderhöhe. Wie soll sich dann aber eine Stadt entwickeln, ohne in Stillstand zu verfallen?

Für Osterwind ist dieser Einwand nicht neu. Man müsse bei Wohnungen der demografischen Entwicklung Rechnung tragen. Die Gesellschaft altert. "In der nächsten Dekade werden auch in der Innenstadt Immobilien frei." Sprich, die jetzigen Bewohner werden zu alt, ziehen aus. "Und gucken Sie sich die Leerstände an, etwa im Gewerbegebiet Unterfeldhaus." Grundvoraussetzung sei aber, dass die Immobilien auch gepflegt werden. Und eins hebt Osterwind hervor: "Wir kümmern uns nicht nur um Umweltthemen."

Sauer ist die BmU immer noch über die ihrer Meinung nach viel zu teure Sanierung des Hochdahler Marktes. Irgendwie will Osterwind "die Kuh noch mal vom Eis holen": Die Stadt soll deshalb kurzfristig darlegen, mit welchen Regressforderungen zu rechnen ist, sollte doch noch auf die preiswertere Variante umgeschwenkt werden.

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