Erkrath ringt um jeden Baum

Über die Inhalte des Forstwirtschaftsplans informierte ein Experte vor Ort.

Erkrath. Sobald eine Motorsäge an einen Baumstamm angesetzt wird, schauen Bürger wie Politiker besorgt und kritisch hin, was da passiert. Als Forstingenieur Stefan Weißgerber dem Ausschuss für Planung, Umwelt und Verkehr im Dezember seinen Forstwirtschaftsplan für 2010 vorstellte, sorgte er für Aufregung und Unverständnis.

Um die geplanten Maßnahmen zu erläutern, haben sich Weißgerber und Jürgen Kleppe vom Regionalforstamt Bergisches Land jetzt mit Mitgliedern des Ausschusses vor Ort getroffen. Entschieden werden soll über die Maßnahmen jedoch erst in der Ausschusssitzung im April. Auch Bürger hatten sich der Waldbegehung angeschlossen.

Besonders in der Willbeck wurde von diesem Angebot Gebrauch gemacht: Rund 50 Bürger ließen sich erklären, warum Weißgerbers Pläne für den Willbecker Busch die Fällung von rund 60 Rotbuchen vorsehen. "Zur Förderung der Naturverjüngung und Gestaltung eines naturnahen Waldrandes am Willbecker Busch zur Abgrenzung gegenüber der Siedlung", erklärte Weißgerber. "Der Willbecker Busch ist ein alter Streitpunkt", so Peter Knitsch (Bündnisgrüne). "Die Anwohner haben Angst, dass der Wald dort allmählich verschwindet."

Zweiter Treffpunkt war der Waldbereich an der Sandheider Straße: In Höhe der Kita sollen Rotbuchen und Stieleichen entlang der Autobahn und der angrenzenden Bebauung gefällt werden. "Die betroffenen Bäume weisen rund 40 Jahre alte Verletzungen auf, die vermutlich durch Geräte bei anderen Fäll- und Bauarbeiten verursacht worden sind", sagte Jürgen Kleppe.

"Die Bäume haben außerdem an einigen Stellen Rindenbrand, verursacht durch die Sonneneinstrahlung, und sie sind im Inneren faul." In drei, vier Jahren seien die Bäume abgestorben. "Wenn so ein Baum umstürzt, schlägt er bis knapp vor das nächste Haus - da kann man nur hoffen, dass dann kein Kind im Garten spielt", warnte Kleppe.

Wenige Meter weiter sollen weitere Bäume fallen. "Zunächst zwei, dann muss man sehen, ob sich der Lichteinfall bessert", sagte Weißgerber. Gegebenenfalls müsse dann über weitere Fällungen nachgedacht werden.

"Ich verstehe nicht, warum der Bestand hier verjüngt werden soll; das ist doch schon recht dünn hier", meinte Bernhard Osterwind (BmU). Auf noch weniger Verständnis traf Weißgerber an der Einmündung Schildsheider -/Sandheider Straße, wo bereits die Motorsägen tätig waren.

Zwei Gefahrenbäume sollten gefällt werden - abgeholzt wurden jedoch sieben Exemplare, deren Stämme seit Dezember ungesichert auf der Anhöhe liegen, gleich neben dem Fußweg. "Der freie Blick auf die Wohnhaussiedlung entspricht nicht unbedingt dem ästhetischen Anspruch. Gerade hier in der Sandheide sind grüne Oasen wichtig", sagte Osterwind.

"Die Fällungen hatten pflanztechnische Gründe; einige der Bäume waren außerdem nicht mehr gesund oder verkehrssicher. Ich gebe zu, dass das für die Bevölkerung teilweise schwer nachvollziehbar ist", versuchte sich Weißgerber in Beschwichtigung.

Die Anhöhe soll jedoch nicht kahl geschlagen bleiben: "Innerhalb der kommenden zwei Wochen wird das Holz abgeholt, im Frühjahr werden mannshohe Kirschen gepflanzt", kündigte Weißgerber an.

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