Erkrath: Jede Menge für kleines Geld

Im Secondhand-Warenhaus des SkFM gibt es Möbel, Kleidung und Spielzeug. Für den Ablauf sorgen Langzeitarbeitslose.

Erkrath. Eigentlich sieht es so aus wie in einem dieser schwedischen Einrichtungshäuser. Da vorne stehen die Couchgarnituren mit den dazugehörigen Sesseln, dahinter die Schrankwände fürs Wohnzimmer und nebenan die Sitzgelegenheiten für die Essecke. Ein Stück weiter kommt alles rund um Küche und Bad: Kühlschränke, Elektroherde und Waschmaschinen, einige Aliberts. Sogar eine Leseecke ist da. Bis auf das Bällebad für den Nachwuchs im Eingangsbereich ist alles wie bei dem Anbieter aus dem Drei-Kronen-Land. Fast.

Nicht vergleichbar sind die Preise. Wo gibt es schon einen Fernseher für 19 Euro? Eine Waschmaschine für 199 Euro? Oder ein komplettes Schlafzimmer für 249 Euro? Noch preiswerter wird es bei den Klamotten: T-Shirts für 50 Cent, Schuhe für 2,25 Euro, Hemden, Hosen und Jacken für ein Bruchteil dessen, was es "draußen" kostet.

"Bei uns ist alles 70 bis 80 Prozent billiger - mindestens", sagt Ursula Geisen. Sie ist Fachbereichsleiterin beim Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SkFM) und zeigt freudestrahlend auf "ihr Reich". Das erstreckt sich über 2250 Quadratmeter und zwei Etagen und ist in Erkrath der angesagteste Laden für Secondhand-Artikel.

Das Geschäft in der ehemaligen Fabrikhalle in der Helena-Rubinstein-Straße 4f direkt hinter Aldi betreibt der SkFM im zwölften Jahr - als Fachbereich Beschäftigung und Qualifizierung. In Kooperation mit der Arge, die in Frage kommende Leute auf Ein-Euro-Basis vermittelt, wird Langzeitarbeitslosen eine Alternative geboten, um sie wieder an die Arbeitswelt heranzuführen.

Zwei Schreiner, ein Einzelhandelskaufmann, eine Hauswirtschafterin und drei Sozialpädagogen für die psychosoziale Betreuung nehmen sie unter ihre Fittiche, bilden sie aus und fort. Zuerst sorgen sie jedoch dafür, dass ihre Schützlinge wieder an ein geregeltes Leben gewöhnt werden und Struktur in ihren Alltag bekommen. "Uns geht es weniger darum, die Leute sofort für den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Vielmehr versuchen wir, sie dazu zu bringen, ihr Leben überhaupt in den Griff zu kriegen."

Der SkFM verfolgt zwei Ziele: Zum einen werden die Langzeitarbeitslosen fit gemacht. Zum anderen bietet man denjenigen ein Angebot, bei denen das Geld fehlt. "Unser Hauptklientel sind Hartz-IV-Empfänger und sozial schwächere Familien", so Ursula Geisen. "Sie können sich neue Möbel einfach nicht leisten." Und: "Wir haben pro Tag ungefähr 100 Kunden."

In der eigenen Werkstatt, einer modernen Schreinerei, werden sämtliche Möbel - alles Spenden aus der Bevölkerung - auf Vordermann gebracht, poliert und repariert. "Die meisten Kindermöbel aus Massivholz wie etwa Etagenbetten werden komplett neu gemacht", sagt Geisen.

Die Schreinerei ist nur eines der Gewerke, die angeboten werden. Weitere sind die Bereiche Büro, Kommunikation, Logistik, Lager, Transport, Verkauf, Werbung, Dekoration und Präsentation - eben alle Berufsfelder, die es in einem vergleichbaren Warenhaus gibt. Insgesamt werden derzeit 54 Leute beschäftigt.

Nach einjähriger Erweiterung wurde am Freitag die Einweihung einer neuen Etage gefeiert. "Die gab’s vorher gar nicht", so Geisen. "Die Decke über uns war sechs Meter hoch. Jetzt haben wir auf halber Höhe ein neues Geschoss mit 500 Quadratmetern weiterer Geschäftsfläche und Platz für zusätzliche Büroräume."

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