Erkrath: Jakob Müller - mit Hut, Charme und Trompete

Porträt: Der ehemalige Leiter der städtischen Musikschule musste zwar offiziell in den Ruhestand gehen – ruhig ist er jedoch nicht.

Erkrath. Es ist ein Leben voller Musik. Wenn Jakob "Jacky" Müller (73), der Mann mit dem Hut, beginnt zu erzählen, wird es spannend. Und auch ein bisschen verrückt. Was dem ehemaligen Leiter der Erkrather Musikschule als Kombination durchaus gefällt. Konventionen sollen andere leben.

Verführt hat ihn die Musik als 14-Jährigen. Damals spielte regelmäßig ein Straßenmusiker mit seiner Trompete vor dem elterlichen Haus. Das ließ bei Klein-Jakob die Entscheidung reifen, selbst Trompeter werden zu wollen. "Meine Mutter war entsetzt, das war als Beruf noch schlimmer als Kellner", erinnert sich Jacky Müller.

Umstimmen konnte die Mutter ihren Sohn nicht. Der Entschluss war gefasst, das Geld für die Privatstunden bei einem Trompeter des Düsseldorfer Opernhauses verdiente sich Müller selbst. Mit 17 Jahren bekam er ein Stipendium für den Besuch des Düsseldorfer Robert-Schumann-Konservatoriums, danach trat er für zwölf Jahre in ein Orchester der Bundeswehr ein.

1973, im Alter von 37 Jahren, folgte der Wechsel zur Erkrather Musikschule, drei Jahre später wurde Müller zu deren Leiter berufen. Wäre es nach ihm gegangen, so hätte sich daran bis heute nichts geändert. "Ich könnte in meinem Alter sogar noch Kanzler werden, nur bei der Musikschule darf ich nicht bleiben", sagt er und lässt dabei nicht unerwähnt, dass ihn diese ganze Bürokratie im öffentlichen Dienst stört, die Mitarbeiter jenseits der Altersgrenze rigoros ausmustert.

Aber Jacky Müller wäre nicht Jacky Müller, hätte er nicht immer wieder Ideen, die ihn und andere in Schwung halten. Für den letzten Jazzsommer im Lokschuppen, den er seit über zehn Jahren organisiert, ist er wieder einer seiner ganz spontanen Eingebungen gefolgt. Um eine Operndiva des Tourneetheaters "Porgy und Bess" zum Auftakt das legendäre "Summertime" singen zu lassen, hat er sich am Eingang des Düsseldorfer Opernhauses in Stellung gebracht, um die Musiker vor der Tür abzufangen.

Die Dame sagte spontan zu. Müller bat seine Ehefrau, am besagten Sonntag den Taxiservice zu übernehmen, um die Diva im Familienauto in Düsseldorf abzuholen und sie dort nach dem Auftritt im Lokschuppen wieder abzusetzen. "Das war typisch Jacky Müller und bis jetzt meine verrückteste Idee", sagt er und lacht. Steigerungen hält er für möglich.

Nach New Orleans, einer der Jazz-Hochburgen weltweit, fährt Jacky Müller regelmäßig. Jeden Abend in einem anderen verrauchten Club gute Musik hören - da wird das Pflichtprogramm zur Kür.

In den eigenen vier Wänden übt der Musiker täglich eine Stunde. Davor ist er jeden Morgen mindestens zehn Kilometer Fahrrad gefahren, damit ihm nicht irgendwann für die Trompete die Luft wegbleibt. "Ich rauche nicht und trinke nicht, aber passieren kann natürlich alles", so Müller.

Wer Jacky Müller live erleben will, der trifft ihn häufig auf einem seiner vielen Konzerte in Erkrath und Umgebung. "Mein Leben besteht aus Musik."

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