Erkrath: Hochhaus mit Dorfcharakter

Bürger diskutierten mit Experten über Möglichkeiten, wie Hochdahl für ältere Menschen lebenswert bleiben kann.

Erkrath. Vernetzung geht im Gemeindehaus ganz praktisch: von Zuhörer zu Zuhörer. Ein Gast der Podiumsdiskussion im Gemeindehaus Sandheide sucht für einen Bekannten eine Wohnung - rollstuhlgerecht soll sie sein und möglichst nahe der vertrauten Nachbarschaft. Sofort kommt der Tipp aus dem Publikum: das Johanniter-Haus bietet so was an.

Für Donnerstagabend hatte das Ökumenische Bildungswerk Hochdahl zur Diskussion über zukunftsgerechte Gestaltung von Städten eingeladen. Experten und Gäste besprachen die Frage, wie sich Hochdahl entwickeln muss, damit Bürger im Stadtteil wohnen bleiben können, wenn sie älter werden.

Im Saal mit Altar hinter der Projektionswand hatten die rund 80 Gäste konkrete Anliegen: Wer gibt Geld, wenn man im Quartier etwas Nützliches machen möchte - ein Sommerfest oder aufwändigere Nachbarschaftshilfe etwa? Fertige Listen finde man nicht, stellt Martina Krause fest, soziale Koordinatorin für ein Wohnprojekt in Remscheid-Hohenhagen. Man müsse recherchieren, welcher Förderer zum geplanten Projekt passe.

Moderator Reinhold Knopp ging mit rednerischem Schwung und viel Erfahrung aus anderen Städten ans Thema: "Oft scheitern ältere Bürger an Kleinigkeiten: ,Ist die Ampelphase so lang, dass ich über die Straße komme?’" Wer Kraft habe, etwas für sein Viertel zu tun, könne eine wichtige Hilfe sein.

Für die Nachbarn, deren Familien aus Marokko oder der Türkei stammen, seien teilweise andere Themen wichtig, schilderte der Integrationsfachmann Mohammed Assila: "Viele junge Leute trauen sich nicht, von Hochdahl wegzuziehen, weil sie für ihre Eltern sorgen wollen", sagt er nach der Beobachtung von Familien aus Marokko.

Thorsten Seelig vom Wohnungsunternehmen Sahle betonte, dass die Beteiligten Probleme gemeinsam angehen sollten. In Hochhäusern wie an der Schliemannstraße lebten 600 Leute. "Im Münsterland ist das ein Dorf", bemerkt der Manager. Wie ein Dorf müsse sich auch so ein Haus entwickeln.

Knopp hat Hochdahl Ende Oktober zu Fuß erkundet. "Es gibt Villen ebenso wie sehr dichte Bebauung", sagt der Düsseldorfer. Ihm gefalle das Zentrum um den Hochdahler Markt. "Dann muss man aber auch fragen, was mit den Nebenzentren ist."

Besucherin Martina Bischoff findet die Hinweise der auswärtigen Experten interessant. "Ich hätte aber mehr Analyse erwartet. Und Beobachtungen, die nicht so offensichtlich sind, wie dass es hier Hochhäuser gibt", findet die vor acht Jahren in die Stadt gezogene Frau. Es gebe schon ganz viele Vernetzungen im Stadtteil, wie Tauschbörsen und Vereine.

Besucher Bernd Wolter: "Ganz wichtig ist: Macht alle mit!" Die Möglichkeit dazu richtet das Bildungswerk mit einem Arbeitskreis ein, bei dem alle Interessenten willkommen sind.

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