Erkrath: Bei Regen gehen 20 Tonnen schwere Betonplatten baden

Bauprojekt Bismarckstrasse: Bei Hochwasser droht die Gefahr, dass die Betonwannen vom Grundwasser hochgedrückt werden. In diesem Fall soll die Feuerwehr die Keller fluten.

Erkrath. Die Bitte an die Feuerwehr, Keller mit Wasser zu fluten, scheint auf den ersten Blick ähnlich sinnvoll wie das Anliegen, einen Brand mit Benzin zu löschen. Aber mit genau diesem Ansinnen - dem der Flutung - hat der Generalunternehmer, der zurzeit im Auftrag von Hasso von Blücher das Gelände des ehemaligen Bades am Brockerberg bebaut, die Wehr kontaktiert.

Georg Krautwurst, Architekt

Verkehrte Welt? "Nein", sagt Architekt Georg Krautwurst - und erklärt die Zusammenhänge des ungewöhnlichen Auftrags: Haben Hauseigentümer bei starkem Regen und hochdrückendem Grundwasser bei entsprechender Topographie ihrer Immobilie gegen Wasser zu kämpfen, das hineinfließt, ist die Herausforderung an der Bismarckstraße ungleich schwerer - und das im wahrsten Wortsinne: "Wir haben da die Kellerwannen von über 20 Häusern offen liegen", so Krautwurst. Diese aus Beton gegossenen Wannen mit einem Gewicht von rund 20 Tonnen verhalten sich bei Hochwasser wie ein Ozeandampfer - "sie schwimmen auf dem Wasser".

Was zunächst noch kein Problem darstellt. Zu dem wird’s erst dann, wenn der Wasserpegel und damit die Betonwanne sinken. "Dann drohen Risse in der Platte." Für den Bauherrn eine Horrorvision, da die Kosten explodieren würden und Zeitpläne geschreddert werden könnten.

"Deshalb haben wir mit der Feuerwehr gesprochen und mit ihr vereinbart, dass sie im Ernstfall die Keller mit Wasser flutet", erklärt Krautwurst. Diese Wassermassen sollen die Keller durch ihr Gewicht herunterdrücken. "Diesen Gegendruck erzeugt später der Baukörper."

Eine Frage bleibt: Wer bezahlt einen solchen Mammuteinsatz, mit dem die Freiwillige Feuerwehr Alt-Erkrath durchaus einen Tag lang beschäftigt sein könnte? "Natürlich wird das mit dem Bauherren abgerechnet. Er bezahlt", beeilt sich Helmuth Hentschel klarzustellen. Der für die Feuerwehr bei der Verwaltung zuständige Amtsleiter weist darauf hin, "dass eine solche technische Hilfsleistung zum Beispiel auch dann greift, wenn nach einem Sturm ein Baum von einem Privatgrundstück auf die Straße zu stürzen droht". Auch in diesem Fall müsse der Eigentümer zahlen.

An der Bismarckstraße könnte durch das Aufschwimmen der Keller "Gefahr für die Straße oder durch unkontrollierten Wasserabfluss für die Düssel entstehen", so Hentschel. Daher habe die Stadt großes Interesse daran, das zu verhindern.

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