Erkrath: 13600 PS machen unabhängig

Geschäftsführer Peter Schröder nimmt zur Selbstständigkeit des Unternehmens und den Preisen Stellung.

Erkrath. Sollten Manager der Düsseldorfer Stadtwerke bei Peter Schröder vorstellig werden und mit dicken Eurobündeln wedeln - der Chef von Erkraths Versorgungsunternehmen nähme den Besuch aus der Landeshauptstadt mit auf einen Außentermin. Ziel wäre der Klinkerweg.

Dort steht in einem unscheinbaren Betongebäude das Argument, dass Schröder Begehrlichkeiten nach dem Stadtwerke-Mini abwehren lässt. "Es ist ein großes Glück, dass wir dieses Blockheizkraftwerk gebaut haben", sagt er. Das war Ende der 90er Jahre, und seitdem liefert das kurz BHKW genannte Multitalent fast die Hälfte des in Erkrath jährlich benötigten Stroms.

Dass die Anlage fast ein Jahr lang still stand, weil die Wärmetauscher der 16-Zylinder-Motoren schwächelten, ist längst Geschichte. Seit März 2000 klotzen die Kraftpakete ordentlich ran. Genau 75 Millionen Kilowattstunden (kW/h) produzieren sie jedes Jahr. 160 Millionen kW/h werden in Erkrath benötigt.

So viel Autonomie macht unabhängig und selbstbewusst. Schröder: "Beteiligungen sind bei uns nicht erforderlich." Dass Strom, made in Erkrath, zudem mit 15,5 Cent je kW/h zum günstigsten im Lande gehört, hat sich längst herumgesprochen. Beziehen kann ihn außerhalb Erkraths jedoch niemand. Aus einfachem Grund.

"Es stimmt", sagt Schröder. "Wir haben viele Anfragen. Würden wir aber zum Beispiel nach Mettmann liefern, müssten wir ans RWE für die Netznutzung zahlen, dann kommen Konzessionen, Gebühren für Kraft-Wärme-Kopplung und andere dazu."

Weil das BHKW voll ausgelastet ist, müsste die Energie für andere Städte teuer an der Strombörse gekauft werden. Damit wäre der Preisvorteil keiner mehr. So dürfen sich nach wie vor ausschließlich Erkrather über Dumping-Tarife freuen. Und, noch besser - sie werden konstant bleiben. "In diesem Jahr ist keine Steigerung zu erwarten", so Schröder.

Eine solch erfreuliche Prognose gilt allerdings nicht für den Brennstoff, der aus der Gasleitung kommt. Denn die Ankündigung, "zurzeit mit einem Berater unterwegs zu sein, um jährliche Einsparungen bei der Gasbeschaffung im sechsstelligen Bereich zu ermöglichen", ist kaum mehr als ein Grashalm auf der Wiese.

Schröder kündigt nämlich an, dass die Gaspreise zum 1. September "wahrscheinlich" um 15 Prozent steigen. Nur so könne das Unternehmen einen Teil der drastisch gestiegenen Bezugspreise kompensieren. "Alleine in der zweiten Jahreshälfte müssen wir 1,5 Millionen Euro mehr zahlen."

Empfänger sind die Stadtwerke Düsseldorf. Sie liefern jährlich 50 Millionen Kubikmeter nach Erkrath. 22 Millionen Kubikmeter gehen an Haushalte und ans Gewerbe, weitere 20 Millionen verbrennen die Motoren im BHKW, und acht Millionen Kubikmeter strömen ins Heizkraftwerk von Esso Favorit.

Der Kostenvorteil des Blockheizkraftwerkes, dessen Motoren für die Stromproduktion Gas ansaugen, werde auch von steigenden Gaspreise nicht aufgefressen, betont Schröder.

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