Die Jagd auf die Nutrias beginnt

Da die Nager im Neandertal beträchtlichen Schaden anrichten, sollen sie nun abgeschossen werden.

Die Jagd auf die Nutrias beginnt
Foto: Archiv/Hans Glader

Mettmann. Vor fast 100 Jahren sind in Deutschland einige Nutrias aus Pelztierfarmen entkommen. Im ganzen Land haben sich die Tiere, die auf den ersten Blick einem Biber sehr ähneln, vermehrt und gelten mittlerweile als etabliert. Einige Exemplare fühlen sich auch im Neandertal wohl — und richten dort Schäden an, die die Naturschutzbehörden nicht länger tolerieren wollen.

In der jüngsten Sitzung des Landschaftsbeirats kündigte Revierpächter und Jäger Hans-Joachim Haude nun an, dass er in den kommenden Tagen etwa 15 Nutrias erschießen wird. Er hat selbst beobachtet, dass die Nutrias an der Winkelsmühle und am Haus Wanderclub leben und dort begonnen haben, die Rinde von Bäumen regelrecht „abzuschälen“.

Die Standsicherheit könne so nicht mehr gewährleistet werden, die Bäume drohten teilweise ins Wasser zu fallen. Im Naturschutzgebiet richteten die Nutrias große Schäden an, hieß es. Man könne die Nutrias auch mit Lebendfallen einfangen, doch die müssen alle zwölf Stunden kontrolliert werden. Hans-Joachim Haude hat vor, die Nutrias mit dem Gewehr zu jagen. „Zuerst werden die älteren Tiere erschossen, dann die jüngeren“, kündigte er im Landschaftsbeirat an. Die erlegten Tiere würden übrigens nicht weggeworfen, sondern anschließend verspeist. Angeblich sollen Nutrias gut schmecken, war bei der Sitzung des Beirats zu erfahren. Irgendwo am Rande der Sitzung war eine Stimme zu hören, die scherzhaft vorschlug, die Nutrias in der Kantine des Kreishauses zu servieren. Nutrias ernähren sich überwiegend vegetarisch. Sie fressen hauptsächlich Blätter, Stängel und Wurzeln von Wasserpflanzen.

Aus den Reihen der Teilnehmer wurde noch die Bitte an den Jäger heran getragen, doch beim Schießen einen Schalldämpfer zu benutzen, damit die Besucher des Neandertals durch die Schüsse nicht erschreckt würden. Doch das wird wohl nichts. Wie die Kreispolizeibehörde mitteilte, ist laut einem Erlass der Landesregierung das Nutzen von Schalldämpfern auch auf Jagd-Gewehren grundsätzlich verboten. Genehmigungen werden von der Kreispolizeibehörde nicht erteilt. Wanderer, die in den kommenden Tagen Schüsse in Neandertal hören, sind nun entsprechend vorgewarnt.

Wie sieht es rechtlich aus? Nutrias stehen nach dem Bundesnaturschutzgesetz wie alle wildlebenden Arten unter allgemeinem Artenschutz. Ohne einen vernünftigen Grund dürfen sie nicht gefangen, getötet oder verletzt werden.

Seit dem Inkrafttreten des Landesjagdgesetzes im Mai 2015 unterliegen Nutrias nicht dem Jagdrecht. Dennoch werden mit Ausnahmegenehmigungen von Unteren Landschaftsbehörden jährlich tausende Tiere geschossen oder gefangen. Der Naturschutzbund Nordrhein-Westfalen hat auf seiner Webseite Zahlen dazu veröffentlich: Demnach wurden im Jahr 2001 in ganz NRW etwa 1700 Nutrias getötet, im Jahr 2016 waren es dagegen schon 8600 Tiere.

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