Der Vorwurf lautet auf Untreue

Wobau: Im Fall Clasen ermittelt jetzt auch das Landeskriminalamt.

Der Vorwurf lautet auf Untreue
Foto: Bangert

Velbert/Wülfrath. Die „unklaren Vorgänge im Rahmen der Geschäftsführertätigkeit“ von André Clasen bei der Velberter Wohnungsbaugesellschaft, die unmittelbar vor dem Weihnachtsfest zur Trennung vom Wobau-Chef geführt hatten, erscheinen seit gestern etwas klarer. Clasen hatte das Unternehmen seit April 2008 geführt. „Es wurde festgestellt, dass André Clasen seit 2009 Zahlungen für die Wobau über einen Gesamtbetrag im niedrigen sechsstelligen Bereich auf eigene Bankkonten umgeleitet hatte“, teilte die Stadt mit und gab damit ein vorläufiges Ergebnis der andauernden Sonderuntersuchung durch die Compliance-Experten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Baker Tilly Roelfs preis. Clasen habe sein Fehlverhalten im Rahmen der zum 12. Dezember vom Aufsichtsrat veranlassten externen Prüfung eingeräumt und Schadenswiedergutmachung versprochen.

Ob die Untreue strafrechtliche Konsequenzen für Clasen hat, darauf wollte sich Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach auf WZ-Anfrage nicht festlegen. „Den Sachverhalt muss das Landeskriminalamt nach Prüfung bewerten. Das LKA ist schon länger eingeschaltet. Dazu sind wir nach dem Korruptionsbekämpfungsgesetz verpflichtet“, sagte Blißenbach. Über den Fortgang der Untersuchungen will die Stadt weiter berichten. Den Zwischenbericht hatten am Mittwoch Wobau-Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung entgegengenommen. Die Gremien entschieden, dass Sven Lindemann ab dem 1. Februar Interimsgeschäftsführer der Wobau wird. Seit Clasens Demission hatte Prokurist Christoph Stein die Geschäfte in Absprache mit dem Aufsichtsrat am Laufen gehalten.

Grundlage der Entscheidung für den 42-jährigen Velberter Volljuristen Lindemann sei gewesen, „zeitnah bestmögliche Kontinuität der Geschäftsabläufe sicherzustellen“, erklärt die Stadt. Lindemann, zugleich Vorstand der Technischen Betriebe Velbert (TBV), stand seit 2010 dem Aufsichtsrat der Wobau vor. Diese Aufgabe übernimmt für die Übergangszeit Aufsichtsratskollege Hermann-Josef Schmitz. Die Suche nach einem langfristigen Nachfolger als Geschäftsführer läuft. Lindemann will für die Wobau und ihre 36 Mitarbeiter einen reibungslosen Übergang sicherstellen. „Gemeinsam werden wir alle Projekte in der gewohnt hohen Qualität und Zuverlässigkeit durchsteuern.“

Am 19. Dezember hatte André Clasen zuerst sein Amt als Chef der Wülfrather Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) aufgegeben und für seine Entscheidung „vor allem gesundheitliche Gründe“ angeführt. Clasen war seit zwei Jahren in der Kombi-Geschäftsführererolle GWG/Wobau. Synergieeffekte sollten so genutzt werden.

Anfang des Jahres hatte Mitglied Udo Switalski (CDU) nach einer GWG-Gesellschafterversammlung gegenüber der WZ geäußert, dass in Wülfrath Clasens Geschäftsführertätigkeit nicht von Externen untersucht werde. „Es gibt keine Hinweise auf Ungereimtheiten.“

Nun kündigt Wülfraths Bürgermeisterin Claudia Panke als Vorsitzende der Gesellschafterversammlung an: „Selbstverständlich werden wir die Geschäftsunterlagen von Unabhängigen untersuchen lassen. Auch wir wollen ein Testat und sind darüber bereits im Gespräch mit derselben Prüfungsgesellschaft, die in Velbert tätig ist.“ Außerdem werde für die GWG ein Interimsgeschäftsführer gesucht. „Auch dazu sind wir schon in Gesprächen“, so Panke. Ob die Kooperation mit Velbert fortgesetzt werde, bleibe abzuwarten.

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