Der Staatssekretär steuert eine Gangster-Limousine

Jan Söffing fährt seit seiner Führerscheinprüfung nur Oldtimer. Die Liebe zu alten Autos wurde zu einer richtigen Leidenschaft. Den Citroën fährt er jetzt seit sechs Jahren.

Metzkausen. "Darauf werde ich immer angesprochen." Jan Söffing zeigt auf ein Einschussloch in der Fahrertür seines Citroën 11 CV (Baujahr 1954). Den Aufkleber, der einem echten Kugeleinschlag täuschend ähnlich sieht, hat er damals mitgekauft. "Der war schon immer da." Leichtgläubigen Menschen erzählt der Jurist und Staatssekretär im Düsseldorfer Justizministerium, dass er es mit seiner Gangsterlimousine gerade noch so geschafft habe. . .

Vor sechs Jahren stieß Söffing über das Internet im Sauerland auf den Franzosen. "Vor 30 Jahren hatte ich schon einmal so einen Wagen. Als Student hatte ich ihn aus Frankreich mitgebracht, restauriert und fünf Jahre gefahren." Alte Erinnerungen wurden geweckt.

Die Liebe zu alten Autos entwickelte sich bei Söffing nach bestandener Führerscheinprüfung zur großen Leidenschaft. "Eigentlich hatte ich dann immer einen Oldtimer." Unter anderem einen Messerschmidt Kabinenroller. "Mit dem konnte ich in Bonn direkt bis vor den Hörsaal der Uni fahren", schmunzelt Söffing. Später parkten englische Cabrios vor Söffings Haustür. Als aber Tochter Isabell und Sohn Christoph nicht mehr in den Triumph TR 4 passten, wurde der Brite verkauft. "Dann hatte ich drei, vier Jahre keinen Oldtimer. Aber irgendwann juckt es einen in den Fingern."

Denn Söffing ist ein richtiger Schrauber. "Ab in die Garage, Blaumann an - und dann vergesse ich die Akten." An seinem Citroën macht er fast alles selber. "Der hat eine solide, überschaubare Technik,", spielt er seine handwerklichen Fähigkeiten herunter. Im Club "Tavig" (Traction avant Interessengemeinschaft) holt sich Söffing Informationen, wenn er mit seinem Latein am Ende ist. "Wir treffen uns einmal im Monat zum Stammtisch in Leverkusen." Oder er fährt zu seinem Schrauber-Freund, der in Grevenbroich eine große Scheune in eine Werkstatt umfunktioniert hat.

Söffings Frau Marianne begleitet ihren Mann oft zu Oldtimertreffen, wie zum 70. Geburtstag des Citroën 11 CV vor drei Jahren in Dünkirchen, oder bei der letzten dreitägigen Clubausfahrt in die Ardennen.

"Der Wagen war seiner Zeit weit voraus", schwärmt Söffing. Es war in den 30er Jahren das erste selbsttragende Auto. Dadurch war der Schwerpunkt tiefer als bei anderen Autos. Und er hatte Frontantrieb. Vorteile, die in den 40er und 50er Jahren Gangster auf der Flucht schätzen lernten. Söffing: "Sie waren immer schneller als die Polizei." Weswegen der Citroën CV 11 als Gangsterlimousine in die französische Automobilgeschichte einging.

Hinter dem großen Lenker genießt Söffing jeden Kilometer in seinem Klassiker. "So ein Auto hat eine Seele. Am Gaspedal bekomme ich die Rückmeldung, wie es dem Motor geht. Der Wagen muss langsam warm gefahren werden. Heftige Beschleunigungen mag er nicht."

Baujahr Jan Söffing ist Baujahr 1955, sein Citroën CV 11 nur ein Jahr jünger. Doch anhand der Fahrgestellnummer hat er herausgefunden, dass der Wagen zwar 1954 gebaut wurde, aber erst 1955 ausgeliefert wurde.

Pferdestärken Der Franzose bringt es auf 54 PS und schafft noch locker 100 km/h.

Modell Der CV 11 ist wie der Käfer ein Klassiker. Von 1935 bis 1957 wurden vom ihm über 300 000 Exemplare gebaut.

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