Der Kampf um die Kamine: Schornsteinfeger-Monopol wird aufgehoben

Zum Januar fällt das Kehrmonopol der Schornsteinfeger weg. Hausbesitzer haben dann die freie Wahl.

Mettmann. Am 1. Januar tritt das Gesetz in Kraft: Das Schornsteinfeger-Monopol, das rund 70 Jahre die Zuständigkeiten der Herrschaften in schwarz geregelt hat, fällt weg. Dann werden Schornsteinfeger nicht mehr nur für einen Bezirk zuständig sein und festgelegte Gebühren verlangen. Hausbesitzer können künftig wählen. Der größere Wettbewerb soll, so will es die Europäische Union, zu günstigeren Preisen für die Verbraucher führen.

Bei der glücksbringenden Zunft sorgt die Neuerung nicht gerade für Begeisterungssprünge. „Auf uns kam erst mal jede Menge Papierkram zu. Allein, dass ich meine Kunden über die Umstellung informieren musste, war teuer“, sagt Schornsteinfeger Andreas Schoßland. Für die 2800 Liegenschaften, deren Kamine Schoßland fegt, seien mehr als 2500 Euro Portokosten zusammengekommen. „Das tut einem natürlich weh“, sagt er.

Doch nicht nur die Schornsteinfeger haben durch die neue Regelung zunächst mehr Arbeit. Laut Schoßland müssen die Eigenheimbesitzer sich nun verstärkt mit Formularen auseinandersetzen. „Wenn jemand einen anderen Dienstleister beauftragt, müssen die Bescheinigungen fristgerecht an die weiterhin zuständigen Bezirksschornsteinfeger geschickt werden“, erklärt der Mettmanner. Ansonsten drohten hohe Bußgelder.

Kritik an der Neuregelung übt auch Erik Uwe Amaya, Verbandsdirektor von der Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus und Grund Rheinland. Vor allem für Hauseigentümer zöge das Gesetz negative Folgen nach sich. „Es wird überhaupt keinen richtigen Wettbewerb geben, der zu niedrigeren Preisen führen könnte“, sagt Amaya. „Für die Eigentümer wird es nur komplizierter und bürokratischer.“

Da für die sogenannte Feuerstättenschau, die Begutachtung von offenen Kaminen und Heizungsanlagen, der alte Bezirksschornsteinfeger verantwortlich bleibt, habe der Kunde keine Wahl. „Es lohnt sich nicht, zu wechseln. Oder man möchte doppelt zahlen“, sagt Amaya. Zudem müsse die Feuerstättenschau ab Januar alle dreieinhalb Jahre — und nicht wie vorher alle fünf Jahre — durchgeführt werden. „Das ist gut für die Schornsteinfeger und schlecht für die Hausbesitzer“ sagt der Verbandsdirektor.

Laut Thomas Tödter, Sachgebietsleiter im Ordnungsamt des Kreises, profitieren die Kunden aber langfristig. „Zunächst werden sich die Schornsteinfeger an den alten Preisen orientieren“, sagt er. „Doch bei allen regelmäßigen Leistungen wie Reinigungen und Kehrungen gibt es bereits Konkurrenz. Das kann die Preise senken.“ Heizungsbauer mit Zusatzqualifikation dürften diese Aufgaben bald übernehmen.

Doch dass viele Hausbesitzer die künftige freie Wahl ausnutzen werden, bezweifelt Schornsteinfeger Andreas Schoßland. „Bei unserer Arbeit ist der Preis nicht alles“, sagt der Mettmanner. In Gesprächen habe er erfahren, dass ihm viele Kunden treu bleiben wollen, weil sich über die Jahre ein Vertrauensverhältnis entwickelt habe — und das sei unbezahlbar.

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