Containerdorf wartet auf Bewohner

Während in Mettmann noch immer Flüchtlinge in Turnhallen leben, steht in Erkrath eine Unterkunft leer.

Containerdorf wartet auf Bewohner
Foto: Achim Blazy

Erkrath/Mettmann. Als im Spätsommer 2015 immer mehr Flüchtlinge nach Erkrath kamen, wusste der damalige Bürgermeister Arno Werner keinen Rat mehr. Das Hochdahler Bürgerhaus war bereits als Unterkunft umfunktioniert, die alte Schule an der Freiheitstraße voll belegt, sämtliche Hotels, Wohnungen und sonstige Unterkunftsmöglichkeiten bis an den Rand voll. Kurzerhand bestellte Werner ein Containerdorf, in dem man Flüchtlinge unterbringen kann. Kostenpunkt: 800 000 Euro.

Doch bis heute stehen die Container leer, die mittlerweile in Hochdahl, am Klinkerweg zwischen Schimmelbusch- und Hauptstraße, aufgebaut sind. Kein einziger Flüchtling ist dort eingezogen. Platz wäre dort für etwa 35 Personen, die Unterkunft ist vor allem für Familien ausgelegt. Mit dem Container-Wohnblock wollte die Stadt ihrem Prinzip treu bleiben, Flüchtlinge in kleineren Einheiten auf das Stadtgebiet zu verteilen. Der Standort am Klinkerweg wurde als ideal befunden, weil es in der Nähe einen Supermarkt, einen Bäcker, Metzger und die Post gibt. Darüber hinaus sind Bushaltestellen und das Sozialamt in der Nähe. Auch für den benachbarten Kindergarten sollte die Unterkunft kein Problem sein, sagte die Stadt. Die betroffenen Eltern sahen das anders und machten ihrem Ärger Luft.

Der Erkrather Bürgermeister Christoph Schultz, der die Container quasi von seinem Vorgänger geerbt hat, sagt: „Wir brauchen sie zurzeit nicht. Es gibt genug andere Unterbringungsmöglichkeiten, in denen sich die Familien sehr wohlfühlen.“ Dazu gehört offenbar eine Unterkunft am Steinhof, wo die Flüchtlinge Bad und WC direkt auf dem Zimmer vorfinden. In der Container-Anlage am Klinkerweg sind Duschräume und WC sowie die Aufenthaltsräume voneinander getrennt.

In der Nachbarstadt Mettmann kann man von solchen Zuständen nur träumen. Ende des Jahres wurden der Stadt noch einmal 60 Flüchtlinge zugewiesen, die in zwei Turnhallen untergebracht sind. Am Konrad-Heeresbach-Gymnasium müssen 30 Menschen mit künstlicher Beleuchtung zurechtkommen; die Unterkunft hat keine Fenster, statt dessen schlafen, wohnen und essen acht beziehungsweise zwölf Menschen in Sperrholzverschlägen. Auch am Borner Weg werden 30 Flüchtlinge in die Turnhalle einquartiert. Wie lange sie dort und am KHG leben werden, ist völlig offen. Die Stadt Mettmann wartet auf den Neubau eines Containerdorfs auf einem Gelände in Metzkausen.

Wie kann es sein, dass in einer Stadt Menschen in einer Turnhalle schlafen und nur fünf Kilometer weiter eine neue Unterkunft leer steht? Die Bezirksregierung in Arnsberg bestimmt, wie viele Flüchtlinge eine Stadt aufnehmen muss. Erkrath hat seine Quote erfüllt, es sind alle untergebracht, die die Stadt unterbringen muss. Mettmann hat auch seine Quote erfüllt. Wo die Stadt die Flüchtlinge unterbringt, ist der Bezirksregierung gleichgültig, mit der Zuweisung ist die Verantwortung abgegeben. „Es ist aber schon vorgekommen, dass Städte sich bei der Unterbringung gegenseitig geholfen haben“, sagt Benjamin Hahn, Sprecher der Bezirksregierung in Arnsberg. Grundsätzlich sei es aber so, dass man mit der Zahl der Flüchtlinge nicht kalkulieren könne. Wenn in der Türkei die Grenzen aufgemacht werden, kann es sprunghaft in die Höhe gehen.

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