Autofahrer suchen sich neue Wege

Das Verkehrskonzept bringt es ans Licht: Umbaumaßnahmen werden den Verkehr in der Stadt nicht beruhigen, sondern vielmehr verlagern.

Autofahrer suchen sich neue Wege
Foto: Dietrich Janicki

Mettmann. Eins steht fest: Auch nach der Schließung des Knotenpunktes Schwarzbachstraße/Flintrop-Straße für den Autoverkehr und dem Rückbau der Breite Straße und unteren Flintropstraße wird die Verkehrsmenge in Mettmann insgesamt gleich bleiben, auf die Jahre gesehen vermutlich steigen. „Wir haben zuviel Verkehr und die Autofahrer suchen sich neue Wege“, sagte Bürgermeister Thomas Dinkelmann in der Bürgerversammlung zum Verkehrsentwicklungskonzept 2030/35.

Dieses Konzept, das Katja Engelen vom Büro für Stadt- und Verkehrsplanung in Aachen in der Neandertalhalle vorstellte, analysiert den Ist-Zustand und stellt Prognosen für die Zukunft. Dabei ist heute schon klar, dass Prognosen ihre Schwachstellen haben. Denn: Wie sich der Autofahrer tatsächlich nach der Schließung der Innenstadt verhält, steht in den Sternen.

Die Zahl derjenigen Autofahrer, die beispielsweise von Ratingen nach Wülfrath fahren, also den Durchgangsverkehr bilden, hält sich in Grenzen. Engelen beziffert die Zahl auf 15 Prozent am gesamten Verkehrsaufkommen. Der größte Teil ist Ziel- und Quellverkehr sowie Binnenverkehr. Also: Aus- und ein Einpendler und Autofahrer, die in die Innenstadt fahren, um etwas zu erledigen oder ihre Kinder in die Schule bringen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Diese Fahrten machen rund 85 Prozent in Mettmann aus.

Die Verkehrsplanerin hat verschiedene Szenarien untersucht und geprüft, ob sich durch Veränderungen im Verkehrsnetz die Verkehrbelastung ändern könnte. Das Ergebnis ist ernüchternd. Beispiele: Das Tempo auf dem vielbefahrenen Teilabschnitt der Düsseldorfer Straße von 50 auf 20 km/h reduzieren. „Das Ergebnis eines solchen Tempolimits in puncto Verkehrsentlastung ist gleich null“, gab Engelen zu. Zweite Überlegung: Auf der Talstraße in Richtung Neandertal Tempo 70, statt heute Tempo 60 zuzulassen. Ergebnis: „Bringt nichts“. Aber: Wenn man auf der Nordstraße statt 50 Stundenkilometer ein Tempolimit von 20 Stundenkilometern einführen würde, hätte das zur Folge, dass die Verkehrsmengen auf der Nordstraße und Berliner Straße abnehmen würden, so Engelen. Autofahrer würden in diesem Fall vermehrt über die Peckhauser Straße und über den Südring fahren.

Anwohner der Eichstraße, Lutterbecker Straße und der Friedhofstraße beklagen sich über die große Verkehrszunahme, seitdem die Flintrop-Straße für den Verkehr gesperrt ist. Ein Anwohner sprach von „chaotischen Zuständen“. In den Morgen- und Nachmittagsstunden würde eine Endlosschlange in Richtung Düsseldorfer Straße fahren. Obwohl die Straße für Lastwagen über 7,5 Tonnen gesperrt sei, würden 30- bis 40-Tonner durch die Eichstraße fahren. Die Stadt will nun gegensteuern und nur noch ein Linksabbiegen von der Eichstraße in die Düsseldorfer Straße in Richtung Kino zulassen. Geradeaus in Richtung St. Elisabethheim ist dann nicht mehr zulässig.

Klagen kommen auch vom Goldberg. Viele Autofahrer ignorierten nach wie vor das Durchfahrverbot. Die Verkehrsplanerin geht davon aus, dass sich die tägliche Verkehrsmenge von heute 1700 am Tag auf 4000 Autos erhöhen werde. Darunter seien viele „Verkehrsignoranten“, also Autofahrer, die sich nicht an Verkehrszeichen halten. Polizeikontrollen seien im notwendigen Umfang nicht möglich, so die Verwaltung.

In der Bürgerversammlung wurde auch die Frage angesprochen, ob man nicht die Schwarzbachstraße aus Richtung Flintropstraße für den Individualverkehr bis zu dem beiden Tiefgaragen weiter offen halten könne. Rein theoretisch ginge das, sagte die Verwaltung. Allerdings zeige die Praxis, dass sich Autofahrer nicht dran halten würden. „Die Schwarzbachstraße wird wieder als Abkürzung genutzt“, sagte Fachbereichsleiter Kurt-Werner Geschorec. Das Fazit der Verkehrsplanerin: Alle im Verkehrsentwicklungsplan aufgeführten Empfehlungen würden nicht zu einer Verbesserung, sondern nur zu punktuellen Entlastungen führen.

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