60 000 fahren einen Schmutz-Diesel

Entscheidet sich Düsseldorf für ein Fahrverbot, wären im Kreis vor allem Handwerker und Pendler betroffen.

60 000 fahren einen Schmutz-Diesel
Foto: Achim Blazy

Kreis Mettmann. Wenn es um drohende Dieselfahrverbote geht, gibt Landrat Thomas Hendele Gas: „Dieses Urteil darf nicht auf dem Rücken der zwischen der Landeshauptstadt und unseren Städten im Kreis Mettmann pendelnden Berufstätigen ausgetragen werden. Das gilt gleichermaßen für die Handwerksbetriebe. Bezirksregierung und Landeshauptstadt Düsseldorf fordere ich auf, bei allen Maßnahmen die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren.“

Hendele selbst gleitet in einem Euro-6-Diesel-Dienstwagen zu seinen Terminen. Er spricht für exakt 156 281 Berufspendler aus dem Kreis Mettmann. Diese Zahl nennt das Statistische Landesamt namens IT-NRW. Hinzu kommen laut Kreishandwerkerschaft rund 25 000 im Handwerk Beschäftigte.

Vom Auspuff her betrachtet zählt das Straßenverkehrsamt des Kreises rund 87 100 Dieselfahrzeuge. Überraschend hoch ist mit rund einem Drittel der Anteil von modernen Euro-6-Dieseln, die derzeit nicht unter ein Fahrverbot fallen würden: 27 500 Autos tragen modernste Technik. 59 600 Wagen rollen im Unterschied dazu mit Schmutz-Dieseln übers Land.

Auch deren Besitzer sollen von den Regierenden in Berlin nicht allein gelassen werden, fordert Landrat Thomas Hendele: „Der Gesetzgeber muss die Hersteller verpflichten, dass sie — auf ihre Kosten! — die Hardware der betroffenen Dieselfahrzeuge mit Euronorm 5 nachrüsten. Dies führt nach den jüngsten Untersuchungen des ADAC zu einer Reduzierung des Stickoxid-Ausstoßes um 70 Prozent. Diese Umrüstung darf nicht zulasten der gutgläubigen Käufer von Dieselfahrzeugen gehen.“

Kann der Umstieg auf Busse und S-Bahnen eine Alternative sein? Dieser Frage geht der Autor seit drei Tagen in einem Selbstversuch nach. Gleich am Montag lag ein kleiner Finger breit Schnee über dem Rheinland. S-Bahnen fielen aus, Busse blieben gleich ganz im Depot, Verspätungen wurden in Viertel- und halben Stunden gemessen. Das war beschwerlich, aber der Schreibtisch wurde dennoch pünktlich erreicht. Der Verkehrsfunk meldete mehrere hundert Kilometer Stau auf den Autobahnen — mit dem eigenen Wagen wäre es nicht angenehmer gewesen.

Negativ im Drei-Tage-Test: Das Tarifwirrwarr, das selbst Fahrkartenverkäufer ratlos macht. Ein kaputter Aufzug am Bahnhof Mettmann, der eine Seniorin mit Rollator verzweifeln ließ, ein Busfahrer mit Renn-Genen in Wülfrath. Positiv: Mit der Handy-App waren selbst komplizierte Wege zu meistern. Das Umsteigen klappte ohne langes Warten. Und: Wenn ein Zug oder Bus nicht völlig überfüllt ist, wird Fahren zur Erholung.

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