50 Jahre Mitgliedschaft: SPD ehrt ihren Querdenker mit Ausdauer

Beim Neujahrsempfang der SPD wurde Karl Labonte für 50 Jahre Treue geehrt.

Mettmann. „Manchmal muss man würdigen und ehren“, sagte Peer Steinbrück anlässlich des Neujahrempfangs der SPD. „Vor allem die, die trotz gelegentlicher Frustration oder zeitweiligem Haareraufen der SPD treu geblieben sind.“ Den Mitgliedern, die noch nie auf die Partei sauer gewesen wären, glaubte der Frontmann im Übrigen nicht.

Karl „Charly“ Labonte beispielsweise wurde bei der Veranstaltung am Sonntagnachmittag für seine 50-jährige Mitgliedschaft vom Bundesminister a. D. ausgezeichnet. „Ich war nicht immer mit allem einverstanden, was so passiert ist“, gab der 74-Jährige unumwunden zu. Mit Ehefrau Ria habe er „manchmal darüber diskutiert, aus der Partei auszutreten. Aber es gab zur SPD nie eine Alternative.“

„Das war ganz schön mutig, damals in die SPD einzutreten. Das war ein echtes Bekenntnis“, kommentierte Steinbrück Karl Labontes Entscheidung, am 1. Januar 1962, also mitten in der Adenauer-Zeit, bekennender Sozialdemokrat zu werden. „Ich wollte etwas bewegen und mich engagieren“, erinnert sich der Mettmanner. „Und nicht, dass Demokratie bloß auf Bezugsschein ausgegeben wird.“ Die Programme der großen drei Parteien hatte er sorgfältig studiert, nur die Sozis kamen für ihn in Frage. „Die waren mir und meinem Naturell am nächsten.“

Zur Parteiarbeit war der vormalige Juso-Kreisvorsitzende und das Mitglied der SPD-Kreistagsfraktion stark gewerkschaftlich ambitioniert, unter anderem war er Vorsitzender der Fachgruppe Wohnungswirtschaft und von 1977 bis 1980 Vorsitzender der Bezirksverwaltung Düsseldorf mit etwa 15000 Mitgliedern. „Ich wollte immer Gutes bewegen.“ Weil er aber ein bekennender Querdenker ist, brachte er auch „erfolgreich zwei Parteiausschussverfahren“ hinter sich.

Ohne die Toleranz seiner Frau wären seine vielfältigen Aktivitäten „undenkbar“ gewesen. „Allerdings gab es eine Zeit, als es selbst ihr reichte. Da sagte sie: ‚Junge, Du musst Dich zwischen Gewerkschaft, Partei und mir entscheiden.’ Da habe ich dann für die SPD nicht mehr kandidiert.“

Das aber bedeutet nicht, sich ausschließlich den Hobbys Fußball, Tischtennis und Motorrad fahren zu widmen. Noch immer wurmen ihn gesellschaftliche Missstände. „In der Stadt mangelt es an fundierter, ganzheitlicher Planung. Das war alles immer bloß Stückwerk.“ Da wünscht er sich zukünftig mehr Stringenz.

Und auch in Sachen Bildungspolitik kann „Kostenneutralität nicht vor Pädagogik stehen. Besser ist präventive Arbeit als viel Geld für das, was falsch gelaufen ist, bezahlen zu müssen.“ Die Ehrung übrigens, „die ist mir gar nicht so wichtig. Wichtig ist doch, etwas zu bewegen.“ Und Peer Steinbrück erhofft er sich als Bundeskanzler. „Ein intelligenter Mann, der weiß, wovon er spricht und sein Können schon unter Beweis gestellt hat.“

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