Magische Momente: Neuer Neanderländer verzaubert Jury

Beim Casting konnte sich Magier Sven Heubes gegen zehn Mitbewerber durchsetzen. Dagmar Grotendorst ist die neue Sonderbotschafterin.

Mettmann. 15 Leute hatten sich beworben, elf sind tatsächlich zum sonntäglichen Casting erschienen: Vier Frauen und sieben Männer haben sich gestern im alten Königshoftheater in Mettmann um den Job als Neanderländer beworben. "Mit Theater kenne ich mich aus. Seit Jahren habe ich selbst viel Theater, vor allem, wenn ich Klavier spiele", erläuterte Jon Hanno Hagen, warum er der geeignete Mann für die Aufgabe ist. Trotz "total verstimmter Gitarre" und einem "hauptsächlichen Leben im Exil" rechnete sich der Liedermacher und Poetry Slammer gute Chancen aus. "Ich stelle mir die Aufgabe als eine Art Impressario vor", erklärte der gelernte Ingenieur.

"Ich bin ohnehin Biennale-Teilnehmerin", sagte Barbara Hettich. "Wenn ich also nicht Neanderländerin werde, geht die Welt nicht unter." Die Jury hatte die Panflötistin mit einer eigens komponierten Melodie begeistert. "Das könnte vielleicht eine schöne Titelmelodie sein." Wie alle anderen Mitstreiter fand die 49-Jährige die Präsentation vor dem Auswahlkomitee "absolut entspannt. Das war ganz locker und ein schönes Gespräch."

Auch untereinander gab man sich offen und gelassen. Die Wartenden saßen im Foyer, nahmen sich Kaffee, Säfte, Schnittchen und Kekse vom Buffet und kamen miteinander ins Plaudern. "Ich möchte Kultur regional vernetzen", sagte Dagmar Grotendorst und freute sich, "so viele Kollegen zu treffen". In Heiligenhaus geboren und seit 20 Jahren in Mettmann lebend, hatte sie für ihren Auftritt einen goldenen Rahmen mit weinroten Theatervorhängen gebastelt. Hinter dieser Bühne verschwand die sympathische Geschichtenerfinderin und erzählte innerhalb von zwei Minuten Wissenswertes über den Kreis und seine zehn Städte: "Mettmann" nämlich kommt vom "Nettmann", der zusammen mit Gattin Hilde(n) eines Tages vor dem heiligen Haus (Heiligenhaus) steht, nicht weiter weiß und sich deshalb bei seinem Freund Wülf Rat (Wülfrath) holt.

Die Juroren also hatten die Qual der Wahl. Sollte es Kandidat vier werden, Gottfried Buff, eine geborene Heidschnucke mit kabarettistisch-losem Mundwerk und, weil er im kommenden Februar in Pension gehen wird, viel Zeit hat? Oder lieber Alfred Niek, im Kreis als Original und Buchautor bekannt, der mit knallroter Mütze und vielen Anekdoten, vorgetragen auf Platt, antrat? Oder ein ganz anderer Kandidat?

Das Rennen machte Sven Heubes. Der 41-Jährige ist seit 19Jahren hauptberuflich Magier und hat offensichtlich mit seinem Vortrag die Entscheider verzaubert. Vor allem seine Professionalität - nicht nur in der Region, auch im Kom(m)ödchen tritt er auf - und seine Schlagfertigkeit überzeugten. Weil er offensichtlich keine Berührungsängste hat und gerne auf andere Menschen zugeht, ist er nun offizieller Neanderländer.

Außer der Gratulation der Jury, die aus Schauspieler Nito Torres, WDR-Moderatorin Kerstin Hermes, Comedian und Grimme-Preisträger Michael Müller, Wolfgang Diedrich (Kreis-Kulturausschussvorsitzender) und Biennale-Intendant Uwe Muth bestand, gab es eine Siegprämie von 1500Euro. Doch das ist nicht alles. Auch Erzählerin Dagmar Grotendorst überzeugte die Jury. Deshalb wurde spontan ein neuer Biennale-Job kreiert, nämlich der der Sonderbotschafterin für Kinder- und Jugendliche, den sie ab sofort offiziell für das Kulturfestival übernimmt.

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