Lebenslust trifft Tod

Seit sechs Jahren arbeitet Diana Kampschulte (25) aus Erkrath als Bestatterin. Für sie ist es ein Traumberuf.

Erkrath. Sie wäscht Leichen, schminkt sie für die Aufbahrung, zieht sie vorher an und scheitelt ihnen das Haar. Und auch ansonsten ist der Tod ihr täglicher Begleiter. Doch wer Diana Kampschulte kennenlernt, mag das auf den ersten Blick gar nicht glauben, begegnet er doch einer quirligen, fröhlichen jungen Frau von 25 Jahren.

Beim Beruferaten käme wohl niemand auf die Idee, dass sich die Erkratherin jeden Tag mit dem Ende des Lebens beschäftigt, Angehörigen Trost spendet und Beerdigungen für sie Alltag sind. Alte Schulfreunde, die sie nach Jahren wiedertrifft, denken, Kampschulte mache einen leicht morbiden Witz, wenn sie sagt, sie sei Bestatterin.

„Ich bin als sehr lebenslustiger Mensch bekannt. Da kann ich das schon verstehen, wenn die glauben, ich veräppel sie“, sagt Diana Kampschulte. Wenn sie dann aber ernsthaft von ihrem Beruf erzähle, ernte sie meistens Respekt. „Es hat noch nie jemand zu mir gesagt, dass er das ekelhaft oder komisch findet“, sagt sie.

Der Beruf der Bestatterin ist hart. Sie sieht tote Kinder und verstümmelte Verkehrstote. „Das kommt aber nicht so häufig vor. Die Regel ist der Todesfall im Krankenhaus oder im eigenen Zuhause“, sagt Kampschulte.

Seit sechs Jahren arbeitet die 25-Jährige als Bestattungsfachkraft. Bei Schlebusch in Erkrath-Hochdahl hat sie nach dem Abitur 2006 ihre Ausbildung begonnen. Nach zwei Jahren absolvierte sie mit Prädikat die Prüfung.

Heute ist sie mit ihrem Beruf mehr als zufrieden. „Ich kann alle meine Fähigkeiten einbringen: mein Talent im Umgang mit Menschen, mein mathematisches Geschick, organisatorische und auch handwerkliche Fähigkeiten, wenn ich einen Sarg auskleide“, sagt sie.

Das hatte sie im Alter von 19 Jahren, als sie sich für einen Beruf entscheiden musste, nicht erwartet. „Ich habe keine Ahnung gehabt, was ich nach der Schule machen sollte. Meine Mutter hat mir dann den Beruf vorgeschlagen. Da dachte ich noch: ,Um Gottes Willen’.“

Nach einem zweiwöchigen Praktikum stand fest, die Ausbildung zu machen. Die Berufsschule besuchte Kampschulte in Wermelskirchen. Und sie war nicht die einzige Frau, die Bestatterin werden wollte. Überhaupt sei der Beruf schon lange keine Männerdomäne. „Viele Frauen interessieren sich für die Ausbildung. Ich glaube, dass sie besser mit den Angehörigen umgehen können, weil es doch sehr emotionale Momente gibt“, sagt sie.

Ihr selbst macht genau das am meisten Spaß. Kampschulte: „Der Umgang mit den Menschen und ihnen zu helfen, durch die Trauer zu kommen, gefällt mir“, sagt sie. Deshalb gehöre dies auch zu ihren Hauptaufgaben im Bestattungsunternehmen. Die Herrichtung eines Leichnams, „machen meistens die Männer. Ich bin nicht so stark. Und ein Verstorbener kann sehr schwer sein.“

Wenn sie dann doch einmal eine Leiche für eine Aufbahrung zurechtmachen muss, dann ist es ihr wichtig, „dass dem Toten nicht das Leben ins Gesicht geschminkt wird. Es soll schon immer klar bleiben, dass es sich um einen Verstorbenen handelt“.

Die Gesichter der Toten versucht sie, nicht mit nach Hause zu nehmen. „Der Tod als unabänderlicher Zustand ist doch in Ordnung. Ich fände es schlimmer, alte Menschen zu pflegen. Das Leiden zu sehen, ist schlimmer als der Anblick eines Toten.“

Die andere Welt der Diana Kampschulte besteht aus dem genauen Gegenteil — aus prallem Leben: „Ich tanze fast jeden Tag Jazz- und Moderndance und trainiere auch eine Gruppe. Dabei kann ich mich auspowern, abschalten und vergessen.“

Bis ihr Dienst-Handy klingelt und ein Angehöriger sagt: „Wir haben einen Todesfall.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort