Kultur geht’s an den Kragen

Im Gespräch ist eine Kürzung des Etats um 100.000 Euro und damit knapp ein Viertel.

Mettmann. Ein rundes Jubiläum ist kein Schutz: Zum 30. Mal ist gerade das „Journal“, das Jahrbuch des Kreises Mettmann, erschienen. Es bietet Geschichte und Geschichten aus der Region und über ihre Menschen.

Für Werner Horzella, den UWG-ME-Fraktionsvorsitzenden im Kreisausschuss, ist das Büchlein jedoch alles andere als zeitgemäß. Aus seiner Sicht ist es eher ein peinliches Geschenk, das der Landrat und seine Stellvertreter zu besonderen Anlässen verteilen.

Für ihn könnte der 30. Geburtstag dieser Bücher-Reihe auch der letzte sein. CDU und FDP stimmen ähnliche Töne des Abgesangs an. Beide gewähren dem „Journal“ aber noch eine Mini-Perspektive: 2011 darf es noch einmal erscheinen.

Etwa 4.000 Euro beträgt der Zuschuss, den der Kreis für das Buch, das in einer Auflage von 1.500 Exemplaren erscheint, zahlt. 750 werden als Präsente vom Kreis behalten. Für Wedel ist es ein „Buch ohne Nachfrage“.

Der Kreiskultur blies im Kreisausschuss eine heftiger Wind entgegen. Das Trio aus Union, Liberalen und Unabhängigen sieht dort Sparpotenzial. Dem soll nicht nur das „Journal“ geopfert werden. Insgesamt 100. 000 Euro will die FDP aus dem Bereich „Kultur und Wissenschaft“ gestrichen wissen — fast ein Viertel des Etats. Ein für 2011 geplantes Orgelkonzert „Wie klingt eigentlich Pfingsten?“ ist dem Streichkonzert bereits zu Opfer gefallen: Der Haushalt wird dadurch um 3.000 Euro erleichtert. Der Vergangenheit angehören wird auch das Kunstblatt ME-Art.

Auch vor einer Vorzeigeveranstaltung, der Neanderland-Biennale, macht der Rotstift kein Halt. Das Casting, bei dem in diesem Jahr für die Biennale 2011 eine doppelte Neanderländer-Lösung gefunden wurde, stößt auf wenig Gegenliebe. „Sind wir denn bei Film und Fernsehen?“, fragte Klaus-Dieter Völker (CDU). Die 10. 000 Euro könnten gespart werden, der Kreistag möge auch den Künstler auswählen.

Auch die Grünen, wie deren Fraktionsvorsitzender Bernhard Ibold betonte, sehen diese Ausgabe für überflüssig an. Eine unerwartete Zustimmung, die Völker in Geberlaune versetzte: „Toll, dann können Sie den Neanderländer geben“, vergab er die Rolle an den Grünen.

Manfred Schultes Warnung, die Kultur dürfe nicht der Steinbruch werden, auf dessen Steinen der Haushalt gebaut wird, fruchtete nicht. Der Vorschlag des Sozialdemokraten, das Casting mit einem Sperrvermerk zu versehen, verhallte. Eine Mehrheit schuf Fakten — verbunden mit Völkers Forderung: „Wir brauchen ein neues Konzept für die Kulturarbeit des Kreises.“

Auf Wunsch der Bürgermeister-Runde wird der Kreis Aktivitäten seiner Gemeinden anlässlich des Eurovision Song Contests koordinieren. Kulturdezernentin Ulrike Haase könne Details über Chancen und Themenfelder nennen. Dies wollte niemand hören. Dabei hatte die CDU genau das angefragt: „Welche Aktionen sind geplant?“ Eine Antwort war nicht erwünscht.

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