Kreis Mettmann/Velbert: Im Bus Richtung Wachstum

Die Johann Feldmann GmbH kann sich über Arbeitsmangel nicht beklagen. Die Auftragsbücher sind voll, und Sorgen vor der Zukunft kennen die Feldmänner nicht.

Kreis Mettmann/Velbert. Rezession. Schlechte Nachrichten. Und jeden Tag eine neue schwarze Prognose von irgendeinem Wirtschaftsweisen, der auch einmal wieder ins Rampenlicht will: Thomas Wegert hört schon nicht mehr richtig hin. Sonst bestünde die Gefahr, dass die Abgesänger ihm die gute Laune verderben. Wegert hat schließlich keinen Grund, ins Klagelied einzustimmen.

Ihm und den knapp 30 Angestellten in seinem Betrieb geht es gut, sehr gut so gar. Es könnte kaum besser gehen, weil noch mehr Aufträge womöglich die Kapazitäten sprengten. Aber 7000 bis 8000 Bustüren und Türenkomponenten sind derzeit gerade das, was das Unternehmen mit Hilfe seiner Zulieferer gut bewältigen kann.

Angesichts von Pleiten, Pech und Bankenpannen klingt die Geschichte der Johann Feldmann GmbH, deren Inhaber und Betriebsleiter Thomas Wegert ist, wie Neues aus dem Märchenland. Dabei steht das Unternehmen in einem Gewerbegebiet in Velbert. Und Wegert strahlt über das ganze Gesicht, wenn er jemandem vom Erfolg des Familienunternehmens erzählt, das sein Großvater 1941 gegründet hat.

Damals fertigte Feldmann Teile für Hundefuttermahlwerke. In den 80er Jahren wurden Wasserpumpenräder für Volkswagen hergestellt. Heute sind es Bustüren und Teile von Bustüren. Für die Busse mit dem Stern sind die Velberter so genannter Erstausrüster, also erste Wahl, wenn Kunden bei Mercedes nach der Ausstattung neuer Fahrzeuge fragen.

"Wir haben eine ganz gute Position", sagt Wegert. "Wir sind zu klein, um den Markt zu beherrschen. Dafür unterliegen wir seinen Schwankungen aber auch nicht", erklärt der Betriebsleiter. Wenn es keine Aufträge über Bustüren gibt, dann produziert die Feldmann GmbH eben Ersatzteile für Nutzfahrzeuge. Die Kapazität seines Betriebes hat Wegert so berechnet, dass er selbst dann eine ganze Zeit lang zurecht käme, ohne Personal abbauen zu müssen.

Das alles klingt ein wenig nach Kindergeburtstag im Wunderland, ist für die Feldmann GmbH aber Realität im März 2009, einem Monat in einem Jahr der weltweiten Finanzkrise. "Ich bin nicht besser als andere", sagt Wegert und hebt abwehrend die Hände. Sich selbst feiern, das mag der 45 Jahre alte Maschinenbauer nicht.

Er weiß, dass sich viel Glück mit reichlich Geschick gepaart hat und dass die Entwicklung ihm entgegen gekommen ist. Wer hätte auch damit rechnen können, dass Ölstaaten wie Dubai, Saudi Arabien oder Bahrein auf das vorgezeichnete Versiegen ihrer Quellen mit dem Ausbau des Wirtschaftszweiges Tourismus reagieren würden. "Die brauchen viele Busse", sagt Wegert. Mercedes liefert, und Feldmann liefert Mercedes die Türen dafür.

Darum haben die Velberter freilich lange gekämpft. Ein Konzern wie die Daimler Benz AG sucht sehr genau aus, mit wem sie kooperiert. Die Johann Feldmann GmbH hat überzeugt. Durch Zuverlässigkeit, Innovation und Flexibilität. Heute entwickelt sie ihre Produkte in Kooperation mit dem Stuttgarter Konzern, darf dafür allerdings auch nur an Mercedes verkaufen.

Diese Einschränkung nimmt Wegert freilich gern in Kauf. "Mercedes ist der fairste Geschäftspartner, den ich mir vorstellen kann", sagt er. Außerdem finden die Busse mit dem Stern offenbar reißenden Absatz. Die Feldmann GmbH hat im vergangenen Jahr 5,5 Millionen Euro umgesetzt. Für dieses Jahr sind sechs Millionen geplant.

Für 2010 ist Wegert auch ganz optimistisch. "Vor ein paar Wochen waren zwei Mitarbeiter bei mir. Sie wollten wissen, ob ihre Arbeitsplätze sicher seien. Ja, hab’ ich gesagt." Daraufhin hätten die beiden ein Haus beziehungsweise eine Eigentumswohnung gekauft.

"Krise? Unsere Krise hatten wir 2002. Da mussten wir binnen zwei Wochen entscheiden, ob wir die Bustüren-Produktion von Webasto-Kiekert übernehmen wollen", erinnert Wegert sich. Damals bestand die Feldmann GmbH aus zwei Mitarbeitern und seiner Mutter als Geschäftsführerin. Wegert ist das Risiko eingegangen und hat gewonnen.

Vielleicht glaubt er deshalb so fest an die Kraft des gesunden Unternehmertums. Vielleicht sind ihm deswegen die vielen Unkenrufer so suspekt, die täglich höchstpersönlich an die Tür zur Hölle klopfen, damit die Krise endlich wirklich ausbrechen möge. Er fordert dazu auf, die Dinge realistisch zu sehen.

Und Realität sei, dass die meisten Bürger durch geringere Energiekosten, höheres Kindergeld und die Abwrackprämie faktisch mehr Geld in der Tasche hätten. Sie müssten ermutigt werden, das Geld auch auszugeben. Das gehe aber nicht, wenn Weltuntergangsstimmung erzeugt würde.

"Ich will die Probleme der Betriebe gerade in unserer Region ganz bestimmt nicht klein reden. Aber es muss doch einer auch mal sagen, dass nicht alles schlecht ist."

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