Kreis Mettmann: Darwins Erben arbeiten am PC

Die neue Ausstellung zeigt, dass in der Anthropologie mit 3D geforscht wird, um die fossilen Knochen zu schützen.

Kreis Mettmann. Die Anfänge der Paläoanthropologie, die Erforschung der Abstammungsgeschichte des Menschen, liegen genau genommen im Neandertal. Zwar ist kaum anzunehmen, dass sich 1856 der Elberfelder Naturforscher und Lehrer Johann Carl Fuhlrott über die Entwicklung dieser Forschung im Klaren war, doch die Anerkennung der Knochenfunde aus der Feldhofer Grotte als Reste eines urzeitlichen Menschen war der erste Schritt.

Und auch der britische Naturwissenschaftler Charles Darwin wird sich trotz seiner weitreichenden Untersuchungen keine Gedanken darüber gemacht haben, mit welchen Methoden seine Nachfolger den fossilen Relikten der Menschheitsgeschichte auf den Grund gehen werden.

Wie Darwins Erben heute - der Geburtstag von Charles Darwin jährt sich am 12. Februar zum 200. Mal - forschen, das zeigt die gleichnamige aktuelle Sonderausstellung im Neanderthal Museum. Schließlich ist das Museum ganz auf die Evolutionslehre - sie wird 150 Jahre alt - ausgerichtet.

Radiologie, 3D-Oberflächen-Scanning und Computertomografie haben Mikroskop, Knochensäge und Pinzette abgelöst. Fossilien oder Mumien, die nur unvollständig erhalten sind, lassen sich virtuell rekonstruieren, und wertvolle Originale können im Tresor bleiben und werden nicht dem Risiko einer Beschädigung ausgesetzt. Und mit Hilfe der Stereolithografie lassen sich perfekte Kopien anfertigen.

"Es gibt weltweit nur 3.500 fossile Fundstücke, die die Menschheitsgeschichte dokumentieren", sagt Ottmar Kullmer vom Senckenberg-Forschungsinstitut in Frankfurt, an dem die Ausstellung "Darwins Erben" entwickelt wurde.

Eingebunden ist die Ausstellung in "Evan", dem "European Virtual Anthropology Network". Es handelt sich dabei um einen europäischen Verbund von Forschungsinstitutionen, Museen und Firmen, die bis Ende 2009 in interdisziplinärer Zusammenarbeit die 3D-Forschung fördern.

Und die Forschungsbeispiele sind vielfältig und zeigen, wie spannend Wissenschaft sein kann. Der Zahnschmelz eines Neandertaler-Gebisses, der Schädel der Gletschermumie Ötzi oder die eingewickelten Mumien aus dem peruanischen Chachapoya - dank der 3D-Technik eröffnen sich neue Perspektiven und ermöglichen eine Reise in virtuelle Körper.

Um diese entdecken zu können, benötigen die Besucher der Ausstellung die entsprechenden Brillen - was an Kinovorstellungen in den 50er-Jahren erinnert, als 3D-Film in Mode waren.

Und wer will, kann am Computer auch selbst einmal simulieren, wie man mit der Kamera durch die Halswirbelsäule der Chachapoya-Mumien bis zum Steißbein gelangt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort