Klinik-Porträt: St. Josef Monheim - Klein, fein, zukunftsfähig

Verwurzelt: DasKrankenhaus imZentrum ist aus demGemeinwesen der Stadt nicht wegzudenken.

Monheim. Niedlich ist vielleicht nicht das richtige Wort für ein Krankenhaus. Aber im Falle von St. Josef in Monheim drängt sich das Adjektiv irgendwie. "Niedlich" im Sinne von klein, "niedlich" im Sinne von liebenswert, niedlich eben. Eine Klinik mit nur 107 Betten gehört nun einmal nicht zu den Riesen im deutschen Gesundheitswesen und ist für ein Ballungsgebiet wie das zwischen den Großstädten Düsseldorf, Wuppertal und Köln eine Ausnahme.

Aber die Ausnahme funktioniert. Sie ist da, weil sie gebraucht wird, sie existiert, weil vor allem die Monheimer selbst gesteigerten Wert darauf legen, dass ihr stolzes Städtchen über ein eigenes Krankenhaus verfügt. Dennoch geschieht in der kleinen Gemeinde am Rhein im Krankenhaus das allermeiste nicht ehrenamtlich. Ärzte, Schwestern, Pfleger und Verwalter wollen bezahlt sein. Und auch die Lieferanten von Material und Energie kommen nicht in Spendierhosen daher, sondern mit Rechnungen.

Auch für das süßeste Krankenhaus werden die Gesetze der Martkwirtschaft nicht außer Kraft gesetzt. Das haben zuletzt die 160 Beschäftigten erfahren müssen, die in diesem Jahr auf ihr Weihnachtsgeld verzichten müssen. "Damit wir ein ausgeglichenes Ergebnis hinbekommen", sagt Pressesprecherin Cerstin Tschirner. Die Belegschaft hat es übrigens ohne größeres Murren hingenommen. Ein Indiz dafür, dass St. Josef wirklich allen ans Herz gewachsen ist.

Das ist außergewöhnlich. Und so manches spricht dafür, dass diese Loyalität auch die Spezialität des Krankenhauses möglich macht. Die heißt Dr. Michael Frenken, ist Chirurg, Chefarzt und ein weithin anerkannter Fachmann für ein Operationsverfahren, das schon vielen Zuckerkranken ein besseres Leben geschenkt. Der 54 Jahre alte Mediziner kann Patienten heilen, die am Diabetes mellitus Typ 2 leiden. Dafür leitet er Nahrung des Patienten um den Zwölffingerdarm herum. Die Operation hat zur Folge, dass der Körper fortan Stoffe freisetzt, die Typ-2-Diabetes heilen.

St. Josef funktioniert. Das mag auch ein Grund dafür gewesen sein, dass die Unternehmerfamilien Schwarz und Schwarz-Schütte zuletzt vier Millionen Euro spendeten, damit vis à vis dem Krankenhaus ein Altenwohnheim gebaut werden kann. Dies geschieht in der Regie des Krankenhausverbundes Kplus, dem neben St. Josef die katholischen Kliniken in Haan, Hilden und Solingen angehören. Insgesamt kostet das Wohnheim acht Millionen Euro und soll 2010 fertig sein.

Im Krankenhaus selbst läuft zurzeit der Umbau der Abteilungen Notfallambulanz und Röntgen. Alles wird hergerichtet, damit St. Josef Platz hat für einen hochmodernen Computertomographen, der für eine noch sicherere Diagnostik notwendig ist.

Seine künftig steigende wirtschaftliche Kraft bezieht das kleine Monheimer Krankenhaus einerseits daraus, dass es durch die Gesundheitsreform pro Fall mehr Geld von den Krankenkassen bekommen kann. Außerdem arbeiten die Ärzte in St. Josef auch für die anderen Häuser des Kplus-Verbundes, was Geld in die Monheimer Kasse bringt. Dass es noch einmal zum Verzicht auf das Weihnachtsgeld kommt, sieht Cerstin Tschirner denn auch nicht. Und wenn doch, werden die meisten Beschäftigten es wahrscheinlich wieder hinnehmen, ohne mit der Wimper zu zucken. St. Josef zuliebe.

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