Klaus-Dieter Völker (CDU): „Das Gestalten macht Freude“

Klaus-Dieter Völker ist seit mehr als 35 Jahren Fraktionschef der CDU im Mettmanner Kreistag. Das will er auch bleiben.

Kreis Mettmann. Seine Urkunde als Ehrenbeamter zeigt Klaus-Dieter Völker niemanden. Beamter und Völker, das geht auch nicht zusammen. Zumindest nicht nach dem Bild, das die meisten von Staatsdienern haben. Klaus-Dieter Völker wird demnächst 72Jahre alt, war immer schon und ist immer noch genau das Gegenteil von träge, müde, desinteressiert.

Den beruflichen Ruhestand hat der Mann, der seit bald 40 Jahren für die CDU im Kreistag sitzt, schon lange erreicht. Den geistigen Ruhestand erreicht er nie. "Denken hält fit. Das ist so wichtig wie Sport", sagt er.

Früher, als er freigestellter Betriebsrat gewesen ist, zog er jeden morgen um 7.30 Uhr seine Bahnen durchs Wasser. Das viele Sitzen, die vielen Besprechungen - Bewegungsmangel ist nichts für einen wie Völker. "Heute mache ich das natürlich nicht mehr. Dann müsste ich ja vor dem Frühstück aufstehen", witzelt er. Aber Gymnastik, Laufen und Tennis stehen regelmäßig auf dem Tagesplan des Ehrenbeamten. Jeder Kreistagsabgeordneter darf sich übrigens so nennen. Die meisten verschweigen es. Wie Völker.

Der Mann aus Gruiten redet lieber über Politik, über seine Motivation, sich so lange und so intensiv mit der Kontrolle der Kreisverwaltung zu beschäftigten. Sicher, Völker war zwischen 1970 und 2001 insgesamt 16 Jahre für die CDU im Landtag. Allzu viel zu bestellen hatten die Christdemokraten damals nicht. Mithin gab es kaum Gestaltungsmöglichkeiten.

Und anders als viele Kollegen mochte Völker nicht auf das Pferd Berufspolitiker setzen, behielt seine Arbeitsstelle, pendelte jeden Tag und hatte so kaum Gelegenheit, Netzwerke zu knüpfen, die den Fall ins Bodenlose verhindern, wenn der Wahlkreis einmal verloren geht. Das ist Völker allerdings nie widerfahren.

Dass er sich dennoch in die scheinbaren Niederungen der Kommunalpolitik begeben hat, liegt im Naturell des gelernten Seidenwebers, der später als Prokurist für die Deutsche Bank Firmen rettete und unrettbare Firmen abwickelte. In beidem hatte er als langjähriger Betriebsrat der 1976 in Konkurs gegangenen Firma Schniedwind reichlich Erfahrung.

Völker ist jemand, der die Dinge verändern will, wenn er sie für veränderungswürdig hält. Das geht in der Kommunalpolitik, manchmal geht es sogar gegen die Mehrheit. Es geht dann, wenn sich Wissen mit Überzeugung paart und der Blick über den Tellerrand reicht. Ungefähr so dürfen sich jene die Arbeit im Kreistag vorstellen, die dort nicht regelmäßig zu Gast sind. Also alle.

Völker und seine Kollegen arbeiten weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Niemand interessiert sich wirklich für den Verwaltungsapparat des Kreises Mettmann. Das mag kurzsichtig sein, weil im Kreishaus an der Düsseldorfer Straße in Mettmann unter anderem das Gesundheits-, Förderschul- und Sozialwesen der zehn Städte organisiert wird. Aber so ist es nun einmal.

Dass der Fraktionsvorsitzende der CDU dies nicht als persönliche Beleidigung empfindet und längst die Brocken hingeschmissen hat, verrät ihn, aber auch seine Mitstreiter aus den anderen Fraktionen als Politiker mit Leib und Seele. Vielleicht sind es solche Leute, an denen sich die Berufspolitiker in Bund und Land ein Beispiel nehmen sollten, wenn sie Politik- und Parteienverdrossenheit bekämpfen wollen.

Wer in einem Kreistag sitzt, dem muss es um die Sache gehen. Schulterklopfen und Freibier winken nicht, Eitelkeit bleibt unbefriedigt. "Wissen Sie, wir haben hier unglaublich viele Möglichkeiten, zu gestalten. Das macht Freude", sagt Völker. Aus diesem Grund musste ihn Landrat Thomas Hendele (CDU) auch nicht lange überreden, für eine weitere Wahlperiode zu kandidieren.

Alles spricht dafür, dass Völker im Jahr 2014 sein 45-Jähriges im Kreistag feiern kann. Dieses Gremium ohne Völker wäre auch wie Fußball ohne Schalke 04 - unvorstellbar. Außerdem braucht jede Verwaltung Kontrolleure, wie der 71 Jahre alte Gruitener einer ist. Ihm macht niemand etwas vor.

Er gehört zu jenen, die auch die letzte Seite von Beratungsvorlagen lesen, die erkennen lassen, wann die Entscheidungsträger mehr oder weniger unverhohlen in bestimmte Richtungen gelenkt werden sollen. Und außerdem ist er ein überzeugter Anhänger des Kreises Mettmann. Für ihn gibt es überhaupt keine Alternative zu diesem Städteverbund.

Deshalb kämpft Völker in und nach dem Wahlkampf dafür, dass der Kreis noch mehr Aufgaben von den angehörigen Städten übernehmen kann - zum Wohle seiner selbst, in erster Linie aber zum Wohle finanziell notleidender Städte wie Mettmann, Wülfrath oder Velbert. "Wenn der Kreis Aufgaben übernimmt, dann brauchen sie nicht über Teilkreisumlagen finanziert zu werden", erklärt Völker einen Weg zu mehr Kreis in ME. Vorstellbar sei zum Beispiel, dass alle städtischen Förderschulen nebst Gebäuden Aufgabe des Kreises würden.

Der Kreis sicherere die Eigenständigkeit der Kommunen. "Ohne ihn wäre Ratingen längst ein Stadtteil von Düsseldorf und Haan würde zu Solingen gehören", sagt Völker.

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