KFV: So schön kann Übernahme sein

Als Teil des Konzerns Siegenia-Aubi blüht der Velberter Schloss-Hersteller auf. Vor zwei Jahren drohte noch die Insolvenz.

Velbert. In der Wirtschaft entpuppt sich der Helfer in der Not am Ende nicht immer als Freund. Der Große frisst den Kleinen, Heuschrecken hinterlassen Ödnis. Das ist die Regel. Und Glück hat, wer die Ausnahme ist. Die Velberter KFV Karl Fliether GmbH hat Glück gehabt.

Wie es dem ehemaligen Inhaber und Namensgeber des Unternehmens heute geht, verriet der neue Geschäftsführer Achim Heinz zwar nicht. Dafür aber ist sicher, dass dessen einstige Mitarbeiter heute viel besser schlafen als in jener Zeit vor gut zwei Jahren, in der über KFV Karl Fliehter die Pleitegeier kreisten.

Seit August 2006 ist die Fliether GmbH Teil der Siegenia-Aubi Gruppe und blüht spürbar auf. Neue Strukturen, reibungslosere Abläufe, bessere Logistik, ein klareres Angebot, das weltumspannende Vertriebsnetz der Siegenia-Aubi-Gruppe und vor allem eine moderne Datenverarbeitung haben dazu geführt, dass der niederbergische Patient auf dem Weg der Besserung ist. Nach zwei Jahren mit stagnierendem Umsatz, aber ohne Verlusten soll im nächsten Jahr soll unter dem Strich etwas übrig bleiben, sagt Achim Heinz.

Üppig wird die Summe in der Frühphase der Konsolidierung eher nicht ausfallen. Aber jeder Betrag ist wahrscheinlich mehr, als die damals 540 Mitarbeiter im Frühjahr und Sommer 2006 zu träumen gewagt hatten.

Damals standen die Zeichen auf Stellenabbau und niemand wusste wirklich, ob der Name Fliether in der Schloss- und Beschläge-Branche nicht ganz von der Bildfläche verschwindet. "Der Sanierungstarifvertrag sah vor, dass wir 97 Arbeitsplätze abbauen sollten, wir haben aber nur fünf gestrichen", sagt Heinz.

Als sich die neuen Strukturen zu festigen begannen, als die Kunden wieder Vertrauen in KFV und dessen Lieferfähigkeit gewannen, da stieg der Marktführer für Mehrfachverriegelungen auf wie Phoenix aus der Asche. Und dieser arg strapazierte Vergleich ist in diesem Fall nicht ein bisschen übertrieben. Statt 440zählt die KFV GmbH nun 666 Stellen, die sich auf 716 Menschen verteilen.

Das Unternehmen ist nicht nur ein sicherer Arbeitgeber, sondern auch ein wachsender. Kein Monat vergeht, ohne dass neue Mitarbeiter an Bord kommen. Und immer sind es nicht genug. "Wir suchen händeringend Facharbeiter, Techniker und Ingenieure", sagt Achim Heinz. Aber der Markt ist leer. Und die Siegenia-Aubi-Gruppe ist nicht allein auf der Pirsch.

An den Plänen für den Standort Velbert ändert das sattsam bekannte Expertenmangel zunächst nicht. Die Zeichen stehen auf Investition und Konzentration. Mit elf Millionen Euro hat Siegenia die Kosten veranschlagt, die mit der Übernahme von KFV verbunden sein dürfen.

Sieben Millionen Euro sind bereits geflossen. Für weitere vier Millionen Euro soll der Standort an der Siemensstraße in Velbert voraussichtlich im nächsten Jahr so ausgebaut werden, dass die Zahl der Produktionsstätten von einst vier auf dann nur noch eine sinkt.

Alles zum Wohle der Synergie, alles zum Besten der Firma und ihrer Beschäftigten. Und nicht zuletzt natürlich zum Vorteil der Siegenia-Aubi KG. Das Unternehmen aus der Nähe von Siegen investiert seine Millionen natürlich nicht aus purer Nächstenliebe in Velbert.

Ihm geht es darum, seine eigene Produktpalette so zu gestalten, dass darauf Schließtechnik und Beschläge für Türen und Fenster zu finden sind. Das Rundum-Angebot für die Bauindustrie soll den Stand im Weltmarkt festigen, was wiederum den Standort Velbert sichert.

Für die KFV Fliether GmbH und deren Tochtergesellschaft FCV ist die Übernahme durch die Siegenia-Aubi ein Geschäft auf Gegenseitigkeit geworden.

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