Historie: Ein offener Stollen birgt Gefahr

Die Grube in Hefel ist ungesichert. Eine dicke Schicht aus Schlamm bedeckt den Boden.

Kreis Mettmann. Der Bergbau in Velbert war bei weitem nicht auf die Gruben der "Vereinigten Glückauf" beschränkt, die allerdings die meisten noch heute auffindbaren Spuren hinterließen.

An vielen anderen Stellen der Schlossstadt wurde in der Vergangenheit ebenfalls nach Erz gegraben. Sei es am Dalbecksbaum ("Wilhelm II."), am Plätzchen ("Dietrich-Wilhelm"), im Langenhorst ("Stolberg") oder im Hefel ("Die Aurora", vormals "Engelsthal"), um nur einige wenige zu nennen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Vielfalt verschiedenster Lagerstätten auf engstem Raum.

So wurden Blei-Zinkerze und Eisenerze abgebaut, Kalk ebenso wie Alaunschiefer, und in unmittelbarer Nähe zu Essen kamen bereits die südlichsten Flöze des Kohlereviers an die Oberfläche.

Mit dem Abbau der Erze war es indessen in Velbert nicht getan, das kostbare Gut musste auch zur Verhüttung zum Beispiel zum Eisenhüttenwerk "Phönix" in Kupferdreh geschafft werden. Doch die Anlieferung mit Fuhrwerken war langwierig und aufwändig.

So nahmen die Fuhren aus dem Velberter Norden mangels anderer Verkehrsverbindungen den umständlichen Weg über Tönisheide und Kuhlendahl nach Nierenhof und von dort längs des Deilbachs nach Kupferdreh. Anfang der 1850er Jahre begann man daher mit dem Bau einer schienengebundenen, von Pferden gezogenen Schleppbahn, die von den Gruben Thalburg und Clara (heute Heiligenhaus) über Dietrich-Wilhelm und Stolberg ins Hespertal und über Haus Scheppen nach Kupferdreh führte.

Eine Nebenstrecke verlief durch den Hefel, traf etwa auf halber Strecke zwischen Bernsmühle und dem heutigen Landhaus Stolberg auf einen Abzweig aus der Grube am Plöger Steinbruch, um sich in Oberhesper wieder mit der Hauptstrecke zu vereinigen.

Im Hefel findet sich heute noch ein recht gut erhaltenes Relikt dieser Nebenstrecke. Hier entspringt dem Berg ein Rinnsal, dessen Ursprung nicht sofort im grünen Dickicht erkennbar ist.

Erst bei genauem Hinsehen entdeckt man unter der riesigen Wurzel einer Buche die runde Wölbung eines Mundlochs. Einrahmt von Efeu und anderem Grün erinnert die Öffnung des Stollens eher an Rumpelstilzchens verwunschene Höhle als an die harte Arbeit der hier beschäftigten Bergleute.

Nur noch gut einen Meter hoch ist das Mundloch, aus dem das Wasser austritt. Auffällig ist die rostbraune Färbung des Schlamms, der sich ausschließlich am Grund des Rinnsals findet und auf einen hohen Eisengehalt schließen lässt: Ausschwemmungen aus dem im Berg noch vorhandenen Erz?

Eine nähere Untersuchung des Stollens verbietet sich indessen von selbst. Zwar erlaubt die mitgeführte Beleuchtung einen über dreißig Meter tiefen, ungehinderten Einblick in den Stollen, doch allein die Gewölbeöffnung macht - durch die darauf sitzende Buche deutlich deformiert - keinen sonderlich vertrauenserweckenden Eindruck.

Allerdings scheint der Grubenbau nicht eingestürzt zu sein - ein kontinuierlicher Strom kalter Luft schlägt dem Betrachter entgegen und lässt auf eine weit entfernte, vom Mundloch aus nicht erkennbare zweite Öffnung schließen.

Flankiert von noch gut erhaltenen Bruchsteinmauern läuft das Wasser schließlich aus dem Stollen in Richtung Hefeler Straße. Von den Schienen ist indessen nichts mehr zu sehen, der Fahrbetrieb endete mit der Aufgabe der letzten Zechen. Kurz vor Kriegsende wurde die Schmalspurbahn daher stillgelegt und abgebaut.

Auf Essener Seite blieb die bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts auf Normalspur umgebaute Strecke der Hespertalbahn bestehen. Sie wird heute noch in ehrenamtlicher Arbeit als Museumsbahn betrieben.

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