Wilhelm-Fabry-Realschule in den 60ern: Ein Haus nur für Knaben

Die Geschichte des Fotos, auf dem die damals neue Realschule zu sehen ist, reicht bis ins Jahr 1964 zurück.

Hilden. Eine lehrreiche und sehr persönliche Geschichte verbirgt sich hinter dem Foto, das WZ-Leser Karl-Heinz Herzog der Redaktion zur Verfügung gestellt hat, um die Geschichte hinter dem Bild zu recherchieren.

Das Foto zeigt die Wilhelm-Fabry-Realschule am Holterhöfchen im Jahr 1964. In diesem Jahr wurde Herzog dort eingeschult. Das Gebäude selbst war ein Jahr zuvor eingeweiht worden. Damit war die bis dato an drei Standorten untergebrachte Realschule erstmals unter einem Dach vereint.

Zuvor war die 1955 gegründete „Städtische Knaben-Realschule Hilden“ im ehemaligen Internatsgebäude des evangelischen Schulzentrums an der Gerresheimer Straße, in Kellerräumen der Schule an der Augustastraße (Physik und Chemie) sowie in Räumen des ehemaligen städtischen Jugendheims an der Klotzstraße untergebracht.

Gerüchte besagen, dass die ersten Schüler ihrem Schulleiter Johann Heinrich an Huef einen Motorroller geschenkt haben, um die weiten Wege zwischen den Schulgebäuden zu überwinden.

Im Jahr 1955 wurden noch zwei weitere Schulen in Hilden eröffnet: das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium und die Wilhelmine-Fliedner-Realschule. Dass gerade in diesem Jahr drei neue Schulen in Hilden entstanden sind, hatte einen triftigen Grund.

Den führte der damalige Beigeordnete Heinrich Strangmeier im Januar 1954 in einer Drucksache des Stadtschulamtes sehr eindrücklich auf: „Das Bedrückende unserer heutigen schulischen Situation besteht darin, dass die Überalterung unserer Volksschulgebäude von Jahr zu Jahr zunimmt, und dass sich die Schwierigkeiten, die sich aus dem ungeeigneten Standort vieler Gebäude ergeben, ebenfalls von Jahr zu Jahr verschärfen, ohne dass wir in der Lage wären, die durch jahrzehntelange Versäumnisse heraufbeschworene Not durch ein mit Nachdruck betriebenes Schulbauprogramm rasch und durchgreifend zu beheben.“

Auch die Hintergründe der Raumnot führt Strangmeier auf. „Durch die Zunahme der Hildener Bevölkerung in den letzten Jahren um rund 10 000 Personen sind wir plötzlich vor die Notwendigkeit gestellt worden, neue Schulen für diesen Bevölkerungszuwachs zu bauen, und können auf Jahre hinaus nicht daran denken, die alten Gebäude durch neue zu ersetzen.“

Lange Zeit war die Schule eine reine Männersache. Erst 1968 wurde die erste weibliche Lehrkraft eingestellt. Sechs Jahre später wurden erstmals Schülerinnen aufgenommen. Schulleiter war damals das ehemalige SPD-Ratsmitglied und stellvertretender Bürgermeister Hans-Günter Eckerth. Zu dieser Zeit hatte ein Schüler die Schule bereits verlassen, der später in Hilden noch eine wichtige Rolle spielen sollte: Ex-Bürgermeister Günter Scheib.

Der nächste große Wandel steht der Schule zum Schuljahr 2013/14 bevor. Die Wilhelm-Fabry-Realschule wird dann zur ersten Sekundarschule der Stadt und erhält auch einen neuen Namen. Zuvor wird das Gebäude noch für zehn Millionen Euro saniert. Ihr Bau hatte seinerzeit nur 3,7 Millionen D-Mark gekostet.

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