Projekt: Unterschiede verschwinden

Viele Hildener haben sich für eine Foto-Collage mit behinderten und nichtbehinderten Menschen porträtieren lassen.

Hilden. Das öffentliche Fotoshooting ist der Magnet am Samstagmittag. Bis auf den Gang des Bürgerhauses stehen Hildener, die sich für das Projekt „Grenzenlos gemeinsam ist wunderbar“ porträtieren lassen wollen.

Im Raum 11 des früheren Rathauses an der Mittelstraße dient ein aufgespanntes schwarzes Tuch als Paravent. Hektische Geräusche erklingen dahinter: „Pieeepipp“, ein paar freundliche Anweisungen, dann das Klacken einer Kamera. Der Gruppenraum im Bürgerhaus leuchtet kurz im Blitzlicht auf. Mit dem nächsten „Pieeepipp“ sind die Blitzgeräte bereit für die nächste Runde.

Fotograf Joerg Wüstefeld hat mit zwei großen Reflektorschirmen und einem weißen Hintergrund ein Fotostudio improvisiert. Behinderte und Nichtbehinderte unterstützen mit ihrem Erscheinen das Projekt des Vereins „Gemeinsam leben lernen“, das im März in der Sparkasse in einer Ausstellung präsentiert werden soll. Gisbert Volbracht und seine Familie haben durch Freunde von der Aktion erfahren: „Es ist eine gute Idee, dass alle gemeinsam auf ein Bild kommen“, findet der Vater.

Wer warten muss, informiert sich am Infotisch über den Verein und seine Arbeit. „Auch unsere Webseite wird fantastisch angenommen“, freut sich Vereinsvorsitzende Dagmar Hüppelshäuser. Dort würden Leute aus ganz Deutschland ihre Porträts hochladen, um bei dem Projekt dabei zu sein.

Fotograf Wüstefeld lockert seine Modelle mit Humor auf: „Da ist wieder jemand, der nicht aufs Bild möchte“, begrüßt er feixend den nächsten Kandidaten. Nach den Aufnahmen lobt er das tapferen Model: „Ganz toll hast du das gemacht!“

„Ich muss mich jedes Mal auf den Nächsten einstellen“, erklärt der Fotograf mit geschafftem Blick, aber trotzdem glücklich lächelnd. Wüstefeld fotografiert in drei Stunden 135 Hildener, darunter den früheren Bürgermeister Günter Scheib und das Karnevalsprinzenpaar Prinz Bernd III. und Prinzessin Andrea II. Johann. Die Tollitäten sind mit ihrem Hofstaat im vollen Ornat erschienen. Ergebnis soll ein großes Raster mit hunderten Porträts von Behinderten und Nichtbehinderten sein. „Wenn es so viele sind, verschwinden die Unterschiede“, erklärt Fotograf Wüstefeld. Mit der Kollage ergänzt er eine Serie von 19 Porträts behinderter junger Erwachsener aus dem Wohnhaus an der Hochdahler Straße.

Der Andrang beim Fototermin ist so groß, dass Elke Fleckenstein vom Vereinsvorstand zeitweilig aufhört, Passanten auf der Mittelstraße aktiv anzusprechen. Ihr Sohn Alexander kennt Wüstefeld schon vom Termin im Wohnhaus und reiht sich gleich nochmal in die Schlange ein: „Es sind alle drauf. Das hat Spaß gemacht“, sagt der 22-Jährige.

Am kommenden Samstag gibt es nochmal Gelegenheit für alle Bürger, dabei zu sein. Zum Fototermin hat sich dann Bürgermeister Horst Thiele mit seinem Team angekündigt.

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