Pfarrer Traugott Vitz: „Bange machen gilt nicht“

Pfarrer Traugott Vitz hält am Sonntag bereits seinen vierten Gottesdienst, der live übertragen wird.

Hilden. Ein Plakat mit der Skyline von New York wirbt für einen Gottesdienst in der Reformationskirche. „Das hat in der Form noch kein Kollege gemacht“, sagt Pfarrer Traugott Vitz (61).

Seine Predigt am Sonntag wird weltweit im Rundfunk übertragen: eine besondere Botschaft zum 11. September, Jahrestag der Terroranschläge auf Amerika. Auf dem Plakatfoto markieren Lichtsäulen die Position der Doppeltürme des früheren World Trade Centers.

„Furcht ist nicht in der Liebe“ — das Zitat aus dem ersten Johannesbrief wäre nach der feststehenden Reihenfolge eigentlich nicht als Thema für diesen Sonntag vorgesehen. Die Bibelstelle hat Vitz ausgesucht: „Es klingt, als wäre Liebe das Gegenmittel: Bange machen gilt nicht.“

Für Vitz ist es bereits die vierte Live-Übertragung: „Ich bin bei Gottesdiensten immer noch aufgeregt, wenn es etwas Komplexes ist“, sagt er. Eine Konfirmation etwa, wenn 30 Kinder und ihre Urkunden zusammengebracht werden müssen. Oder eine Radiosendung mit Deutschlandfunk und Deutscher Welle.

„Als der Termin feststand — vor einem Jahr — habe ich als Erstes den Vorsitzenden des Presbyteriums angerufen“, sagt Vitz. Für die Sendung müsse der Gottesdienst nämlich eine halbe Stunde früher beginnen — und das sei Sache des Ältestenrats.

Wegen der Musik hatte Kantorin Dorothea Haverkamp Bedenken, denn normalerweise hat die Kantorei am ersten Wochenende nach den Ferien lange nicht geprobt. Mit Zusatzterminen bekamen die Sänger dennoch ein besonderes Programm zustande.

Angefangen hat Vitz seine Medienkarriere vor 30 Jahren in Essen-Kray: „Der Kantor sagte damals, wir hätten doch eine schöne Orgel. Ob die nicht mal ins Radio könnte.“ Vitz erkundigte sich bei der Landeskirche und erfuhr, dass es auf die Orgel nicht ankommt.

Auch die bald 800 Jahre alte Reformationskirche lässt die Sender bei der Auswahl kalt. „Es hieß: Vor allem lassen wir keinen Pfarrer ans Mikrofon, der nicht geschult ist“, sagt Vitz.

Eine spezielle Schulung hat Vitz nicht. Aber neben der Technik, einen exakten Ablaufplan für eine Sendung zu erstellen, habe er gelernt, sich seine Zuhörer vorzustellen: „Für ein geistliches Wort, sonntags ab 8 Uhr, denke ich an ein Ehepaar, das beim Frühstück Radio hört. Sie mit Lockenwicklern, er noch im Bademantel.“

Am Sonntag kommt nur in den Gottesdienst, was für Zuhörer in aller Welt von Interesse ist. Vor dem Eingangslied, so lange die Mikrofone ausgeschaltet sind, gibt es die Ankündigungen und Mitteilungen. Dabei probt die Gemeinde auch ihre Lieder.

Vitz ist auf alles vorbereitet: „Das Schlimmste ist, wenn die Stimme versagt, oder man sich im Manuskript verheddert. Aber wenn ich erst einmal angefangen habe, sehe ich vor mir die Leute, die ich seit Jahren kenne.“

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