Otter Nemo geht in Hilden an der Hundeleine Gassi

Der Direktor des Aquazoos in Düsseldorf hält einen Otter, der sich bei Spaziergängen bestens mit Hunden versteht.

Hilden. „Nemo? Über den habe ich schon etwas gelesen“, sagt Sabine Horn. Gesehen hat sie den wohl berühmtesten Otter der Welt (allein auf Facebook hat „Nemo der kleine Otter“ mehr als 2500 Freunde) bisher aber noch nicht. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit groß, den asiatischen Kurzkrallenotter bei einem seiner täglichen Spaziergänge an der Itter im Hildener Osten zu treffen.

Auch Sabine Horn ist dort täglich mit ihren beiden Hunden unterwegs. Sie haben den katzengroßen Nemo entdeckt und nähern sich vorsichtig. Nemo hat keine Angst vor ihnen, schließlich lebt er im Haus von Wolfgang Gettmann (64), Direktor des Düsseldorfer Aquazoos, mit dem anderthalb Jahre alten Hovawart-Rüden Balou zusammen.

Als sich die beiden Hunde nähern, zuckt der vier Kilogramm schwere Nemo kurz zusammen. Das reicht, um die neugierigen Vierbeiner auf Distanz zu halten. Erschrocken springen sie zur Seite. Nemo würdigt sie keines Blickes. Er hat Wichtigeres zu tun: Futter suchen. Unter jedem Stein könnte etwas Fressbares liegen.

Otter mögen Schnecken und Regenwürmer. An nassen Tagen ist er daher besonders gern unterwegs. Überall Pfützen, überall Nahrung. Außerdem haben Wolfgang und seine Ehefrau Edeltraud (62) Gettmann diesmal eine Plastikdose mit seinen Lieblingsspeisen mitgebracht: Fische und Muscheln. Da braucht er nicht in die Itter, um nach Fischen oder Krebsen zu suchen. „Einmal hat er sogar einen amerikanischen Signalkrebs gefangen“, sagt Gettmann.

In seiner südostasiatischen Heimat legen Nemos Artgenossen in den Reisfeldern täglich bis zu zehn Kilometer auf der Suche nach Futter zurück. Das schafft Nemo auch. Dreimal am Tag muss er raus. Zweimal ist er mit Praktikanten des Aquazoos in Düsseldorf unterwegs, abends mit Familie Gettmann samt Hund in Hilden. Zwischendurch kann Nemo auch für Führungen im Aquazoo oder für Spaziergänge gebucht werden.

„Nemo ist sozialisiert“, sagt Gettmann. Er hat ihn zu sich genommen, als die Mutter sieben Jungtiere zur Welt brachte, und drei davon bereits nach wenigen Tagen starben. Um Nemo vor diesem Schicksal zu bewahren, hat Gettmann etwas gemacht, von dem er nur abraten kann. „Ein Otter ist kein Haustier, das frei in der Wohnung herumlaufen kann“, sagt Edeltraud Gettmann, Biologielehrerin am Monheimer Otto-Hahn-Gymnasium. Im Haus der Gettmanns lebt er in einem Raum im Keller — Katzenklo inklusive.

Frei stromern kann Nemo bei seinen Jagdausflügen. Nur das erste Stück an der Straße entlang geht er an der Leine. Weit weg läuft er ohne Leine nie. Kurzkrallenotter sind die einzigen von insgesamt 13 Otter-Arten, die in Clans leben. Alle anderen Arten sind umgängliche Einzelgänger. „Aber wehe, sie haben Futter gefunden“, sagt Gettmann. Da versteht auch Nemo keinen Spaß. Anfassen verboten — obwohl er es sonst liebt, gestreichelt zu werden.

Zwei Meter tief kann er tauchen, etwa 15 Sekunden lang. Hat er einen Fang gemacht, wird am Ufer gefressen. Alle Otter (bis auf See-Otter) sind Landtiere, die im Wasser nach Beute suchen.

Dafür ist Nemo gut gerüstet. 50 000 Haare auf jedem Quadratzentimeter seines Körpers (das ist etwa die Größe eines Daumennagels) schützen ihn vor dem kalten Wasser. Ein Mensch hat auf einem Quadratzentimeter etwa 120 Haare. Und nebenbei geben die vielen Haare Nemo seinen samtweichen Pelz.

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