Mit viel Herz gegen die Kälte

In der Essen- und Wärmestube gibt es nicht nur warme Mahlzeiten, sondern auch andere Hilfen für Obdachlose.

Hilden. Lichterglanz, Geschenke, ein bunt geschmückter Christbaum und freudestrahlende Gesichter: Überall kommen am Freitag, am Heiligen Abend, die Familien zusammen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Es gibt Gänsebraten, Fondue oder Rouladen mit Rotkohl und Klößen. Allerdings gibt es auch eine andere Seite: Menschen, die allein sind und sich weder eine Gans noch ein Fondue oder Rouladen mit Klößen leisten können — nicht am Heiligen Abend und auch an keinem anderen Tag.

Doch zum Glück gibt es die Essen- und Wärmestube: Sie bietet Wohnungslosen, sozial Benachteiligten und Menschen mit Suchtproblemen ihre Hilfe an. „Jeder hat das Recht auf eine warme Mahlzeit am Tag“, sagt Siegfried Wagner, der Koordinator der Einrichtung. „Das ist die Ansicht der Kirche, und wir versuchen, sie umzusetzen.“

Für 1,50 Euro bekommen die Besucher Hauptgang, Nachtisch und Salat. Tee und Wasser sind immer umsonst. Bis zu 16 Essen verteilen die ehrenamtlichen Helfer täglich. „Wir fertigen die Leute hier nicht wie am Fließband ab. Jeder bekommt sein Essen am Tisch serviert. Wir legen viel Wert auf persönliche Betreuung“, erklärt Anita Peilert, die sich seit der Gründung vor 15 Jahren ehrenamtlich engagiert. Auch ihre Kollegin Edelgard Abels ist seit Beginn dabei. Alle zwei Wochen helfen die Damen den Besuchern zwischen 11 und 15 Uhr. „Wir finden die Arbeit hier gut und machen weiter, solange wir es können“, sagt Edelgard Abels.

Neben der Möglichkeit zu essen, bietet die Essen- und Wärmestube auch an, sich im Aufenthaltsraum aufzuwärmen, eine Tageszeitung zu lesen, im Notfall Kleidung zu wechseln oder zu duschen. Ein Sozialarbeiter und zwei ehrenamtliche Helfer sind immer vor Ort, um den Menschen zu helfen und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. „Unsere Einrichtung hat sich zu einer festen Größe in Hilden entwickelt. Wir konnten schon vielen helfen, ihren Weg aus der Obdachlosigkeit zu bestreiten“, freut sich Siegfried Wagner.

Im Oktober 1995 wurde die Stube gegründet. Die evangelische Kirche hatte zunächst die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Heute kümmert sich darum die Stadt. Weiterhin als Träger fungieren der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SkFM) sowie die Sozialpädagogische Einrichtung Mühle.

„Wir sind damals über unsere Kirchengemeinde zu dieser Organisation gekommen“, erzählen die beiden Ehrenamtlerinnen. „Viel Schönes können wir leider nicht erzählen. Oft werden wir Zeugen trauriger Begebenheiten, und haben schon viele Tote zu beklagen“, sagt Anita Peilert. „Die Menschen, die herkommen, sind normalerweise zwischen 20 und 70 Jahren alt, aber wir hatten auch schon Kinder hier. Außerdem habe ich das Gefühl, dass die Klientel hier durchschnittlich jünger geworden ist“, weiß Edelgard Abels zu berichten.

An einen jungen Mann können sich die beiden erinnern, der sich nach dem Tod seiner Mutter komplett von der Außenwelt abgekapselt hatte. Der Job war weg, und die Wohnungstür blieb geschlossen. Sein Bruder schickte ihn letztendlich in die Essen- und Wärmestube. Nach einiger Zeit dort wagte der Mann einen Neuanfang und konnte bald wieder in seinem alten Job Fuß fassen. „Er kommt aber noch immer zu unseren Festen“, freuen sich die beiden Damen.

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