Heißes Industriegebiet

Gutachten zum Klima in Hilden soll die künftige Stadtplanung beeinflussen. Jetzt gibt es ein Ergebnis.

Hilden. Zwei unterschiedliche Gutachten zum Klima in der Stadt sowie zur Tierwelt fordern mehr Grünflächen in Hilden und Hecken als Orientierungspunkte für Fledermäuse. Die Belastung durch den Verkehr auf der Autobahn ist für die Bürger erfreulich gering. Die Ergebnisse sollen in der künftigen Stadtplanung berücksichtigt werden.

Diplom-Meteorologin Christa Etling von der Geonet Consulting GmbH aus Hannover stellte jetzt im Bürgerhaus eine „Analyse der klima- und immissionsökologischen Funktionen im Stadtgebiet Hilden zur Entwicklung von Handlungsleitfäden für Planungsvorhaben“ vor.

Was zunächst ziemlich kompliziert klingt, wird nachvollziehbar, wenn man sich das Klima einer Stadt mal genauer anschaut: Es sind viele Böden versiegelt, es gibt mehr Gebäude und folglich auch weniger Grünflächen als im Umland. Dadurch ist die Stadt im Verhältnis zu ihrer Umgebung eine sogenannte Wärmeinsel (siehe Grafik). Auch nachts kühlt sie nicht richtig ab.

Dieses allgemeine Schema trifft laut Etling auch auf Hilden zu. Wenn das Wetter richtig hochsommerlich wird, kommt es zu einer „autochtonen Wetterlage“. Das heißt, dass aus dem Umland kühle Luft in die überhitzte Stadt strömt.

Auf Messfahrten im Sommer 2008 hat Geonet die Temperatur und Feuchte in Hilden und der Umgebung gemessen und zudem am Rathaus und an der Horster Allee kontinuierliche Messstationen für jeweils zwei Monate eingerichtet.

Das Ergebnis der Messungen: Die Kaltluft strömt vor allem aus dem Osten ins Stadtgebiet. So ist der komplette Osten gar nicht bis schwach belastet. Hier kühlt es ab. In Richtung Westen nimmt die Belastung ab der Innenstadt zu, den Höhepunkt stellt das Gewerbegebiet dar.

Daraus leitet Meteorologin Etling mehrere Richtlinien ab: „Finger weg von den Grünflächen im Osten (westlich der Autobahn) und denen im Südwesten der Stadt (südlich des Gewerbegebiets).“ Dort sollte am besten nichts verändert werden. Wenn unbedingt Häuser gebaut werden müssen, dann sollten diese niedrig und parallel zur Strömungsrichtung erbaut werden. In den belasteten Gebieten empfiehlt die Meteorologin mehr Grünflächen als bisher zu integrieren. Sie öffnen die Versiegelung. Große grüne Oasen wie beispielsweise der Friedhof produzieren zwar keine Kaltluft, lassen diese aber sehr gut passieren.

Zu den Immissionsverhältnissen sagt Etling nur wenig. Erfreulich: Die Situation sei in Hilden nicht kritisch. Es mache auch keinen Sinn, die Autobahn abzuschirmen. Die Distanz zu den Wohngebieten würde reichen. Ein Abschirmen wäre sogar schlecht für das Klima, da die Kaltluft ein weiteres Hindernis hätte.

Manche der klimatisch wichtigen Grünflächen decken sich mit Flächen, die Holger Pieren, stellvertretender Geschäftsführer der Biologischen Station Haus Bürgel, im zweiten Gutachten des Abends als besonders interessant hervorhebt.

In 25 Gebieten im Stadtgebiet haben die Monheimer das faunistische Potenzial und mögliche Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Besonders für Fledermäuse und den Steinkauz kann in Hilden noch einiges getan werden.

So könnten zum Beispiel am westlichen Stadtrand, nördlich der Düsseldorfer Straße, mehr Hecken den Fledermäusen eine bessere Orientierung bieten. „Die nachtaktiven Tiere fliegen immer entlang gerader Linien. Da helfen Heckenstrukturen enorm“, sagt Pieren. Durch Anpflanzen von Obstbäumen würde man zudem dem Steinkauz eine Heimat stellen.

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