Grüne Halsbandsittiche erobern Hilden

Die Vögel sind nicht die ersten „ortsfremden“ Tiere: Auch Waschbären fühlen sich in der Stadt wohl.

Hilden. Sie sind nicht zu überhören: Auf dem Gelände des Evangelischen Schulzentrums an der Gerresheimer Straße hat sich offenbar eine Kolonie von Halsbandsittichen angesiedelt, bestätigt Hausmeister Günter Kretschmer.

Er schätzt, dass es sich um 40 bis 50 grüne Papageien handelt. Sie sind Nachkommen von Haustieren, die aus tropischen Regionen Afrikas und Asiens stammen. Abends gegen 17 Uhr kehren die Alexandersittiche von ihren Streifzügen zurück und hocken laut krächzend in den Bäumen. Das ist dann nicht zu überhören. „Mich stört’s nicht und das Schulzentrum ist dann ja praktisch leer“, meint Kretschmer.

Unter Naturschützern und Biologen ist umstritten, ob die ausgebüchsten oder ausgewilderten Tiere heimischen Arten schaden. Britische Wissenschaftler sahen 2009 negative Auswirkungen auf die Tierwelt und gaben die Halsbandsittiche zum Abschuss frei.

In Deutschland kam das Bundesamt für Naturschutz 2012 zu einer anderen Einschätzung. „Der Halsbandsittich stellt keine erhebliche Gefahr für die biologische Vielfalt dar, so Stefan Nehring.

Auf dem Elbsee und dem Unterbacher See sowie den anliegenden Wiesen haben sich Kanadische Gänse angesiedelt. Die Zugvögel stammen ursprünglich aus Nordamerika und finden hier so günstige Bedingungen vor, dass sie sich dauerhaft niedergelassen und stark vermehrt haben. Sie koteten die Liegewiesen der Bäder am Unterbacher See zu.

Tritt bei den Gänsen die Vogelgrippe auf, wäre dies das sichere Aus für den Hildener Geflügelhof von Bernhard Möller in der Elb: „Dann müssten in einem bestimmten Radius alle unsere 4500 Hühner, egal ob im Stall oder draußen, gekeult werden, um die Seuche einzudämmen.“

Anderes Beispiel: Waschbären. Die putzigen Raubtiere sind eigentlich in Nordamerika zu Hause, breiten sich hierzulande aber unaufhaltsam aus. Im Gruitener Naturschutzgebiet Grube 7 haben sie die seltene Kreuzkröten-Population vertilgt. Auch die Population der Erdkröten, Grasfrösche und Geburtshelferkröten hat rapide abgenommen, berichten die Landschaftswärter Hans-Joachim Friebe und Volker Hasen

fuß und sprechen von einer Katastrophe. Sorgen macht auch der amerikanische Signalkrebs. Er ist ein Rivale des heimischen Edelkrebses, erläutert Dr. Wolfgang Gettmann, eheamliger Direktor des Aquazoos: „Mein Otter Nemo fängt ihn in der Itter.“ Durch die Krebspest, eine Pilzerkrankung, wurde der Edelkrebs in Deutschland in den 1960er Jahren stark dezimiert. Deshalb bürgerte man den Signalkrebs aus den USA ein. Das war ein Fehler. Er ist resistent gegen den Pilz, überträgt ihn aber trotzdem weiter an die heimischen Verwandten. „Inzwischen ist der heimische Edelkrebs vom Aussterben bedroht“, so Gettmann.

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