Gegner der Bayer-CO-Pipeline stärken sich für weiteren Protest

An der Trasse in Hilden informierten Mitglieder der Initiativen über die bevorstehende Anhörung in Essen und den Stand des Genehmigungsverfahrens.

Hilden. Eigentlich soll schon seit Ende 2007 Kohlenstoffmonoxid (CO) vom Bayer-Werk in Dormagen per Pipeline durch den Kreis Mettmann und Duisburg in das Schwesterwerk in Krefeld-Uerdingen gepumpt werden. Doch bis heute befindet sich anstelle des hochgiftigen Gases nur Luft in den Rohren.

Damit das so bleibt, richteten die Initiative gegen die Rohrleitung und die Hildener Ortsgruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) jetzt hinter dem Hildener Südfriedhof einen Informationsstand aus.

Den Passanten an der beliebten Radfahr- und Joggingstrecke wurde der Protest jahreszeitlich passend schmackhaft gemacht: Neben Apfelkuchen und Apfelgelee gab es vor allem frisch gepressten Apfelsaft — aus rein ökologisch gewachsenen Äpfeln. „Mit Saft und Kraft gegen die CO-Pipeline“ lautete das Motto des Tages. Wer mochte, durfte auch selbst an die Quetsche — aber nur wenn Ben (8) und Tom(6) es zuließen. Stunde um Stunde häckselten und pressten die Brüder mit großer Hingabe die Früchte.

Erich Hennen von der Duisburger Bürgerinitiative gegen die CO-Pipeline war zur Unterstützung nach Hilden gekommen. In Duisburg führt die Leitung in nur zehn Meter Abstand an einer Schule vorbei, die von 800 Kindern besucht wird. „Wir sind schon bei der Loveparade 2010 durch das Tal der Tränen gegangen. Damals gab es 21 Tote. Jetzt stellen Sie sich mal ein Loch in der Leitung neben der Schule vor. Dann werden wir weltberühmt“, merkte er in einer Mischung aus Traurigkeit und Sarkasmus an.

Das kleine Apfelfest zum Protest gegen die CO-Pipeline fand bereits zum dritten Mal statt. Der BUND besitzt eine Obstwiese im Hildener Westen. „Protest muss ja auch Spaß machen“, sagte Dieter Donner, Pressekoordinator der Initiativen gegen die Leitung. Claudia Roth vom BUND weiß, dass das Interesse in der Bevölkerung nachgelassen hat, seit die Leitung im Boden liegt und „überall wieder Gras darüber gewachsen ist“.

„Die Gegenseite will, dass das Thema einschläft“, mutmaßt Donner. „Aber wir werden den Protest hochhalten.“ Angesichts des seit fast zehn Jahren andauernden Kampfes gibt Donner sich illusionslos und zuversichtlich zugleich: „Eine ziemliche Wegstrecke liegt noch vor uns. Aber wir erfahren weiter viel Zuspruch und Ermutigung.“

CO dient im Bayer-Werk in Uerdingen vor allem zur Produktion von Polycarbonat, einem Kunststoff, aus dem CDs und DVDs, Brillengläser oder Autoscheinwerfer hergestellt werden. Aktuell gebe es weder in Dormagen einen Überschuss an CO noch eine Unterversorgung des Werkes Uerdingen, berichtete Donner.

Hennen vermutet, dass es dem Bayer-Konzern mittlerweile gar nicht mehr um die Versorgung des Standortes Uerdingen geht. Vielmehr wünsche man sich die Pipeline als unterirdisches Zwischenlager — eine Lagerung in überirdischen Tanks wäre nicht zulässig.

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