Heinz Schemken: „Die berufliche Bildung ist der Schlüssel zum Leben“

Kreis Mettmann/Velbert. Ausbilder, Geschäftsführer und Politiker – mit 73 Jahren kommt der Velberter jetzt etwas mehr zur Ruhe.

Er hat seine Lebensweisheiten. "Früh aufstehen und anfangen", "Wer Mut hat, macht Mut". Das klingt erdverbunden und ist es auch. Heinz Schemken (73), Heinrich Ludger getauft, ist ein niederbergischer Jung, im besten Sinne. Seit 1969 Geschäftsführer der GLW (Gemeinschaftslehrwerkstatt) in Velbert, gab er das Amt im Februar ab.

Er hat noch ein kleines Eckchen in der Verwaltung an der Poststraße. "Wenn wir ihn brauchen, ist er sofort zur Stelle, für die GLW ist das ein Glücksfall", sagt sein Nachfolger Joachim Fröhlich. 240 Auszubildende lernen in der Gemeinschaftslehrwerkstatt, viele hätten es ohne die Hilfe der Lehrwerkstatt schwer auf dem Arbeitsmarkt.

Sehr gerne sei er nicht in die Schule gegangen, aber er habe sie ernst genommen und sehr gute Noten gehabt. Nach dem vierten Schuljahr hatte er auf dem Zeugnis den Vermerk zur Oberschulreife, doch der Besuch des Gymnasiums war finanziell ausgeschlossen. Der Vater war 1942 gestorben, die Mutter zog die vier Kinder alleine groß.

Ein halbes Jahr vor Ende der achten Volksschulklasse verließ Schemken die Schule, um eine Schlosserlehre zu beginnen. Er hat Abendkurse besucht, was früher nicht so einfach war, seinen Meister gemacht. "Das war gleichgestellt mit dem Abitur. Die berufliche Bildung ist der Schlüssel zum Leben", sagt er. Ob zu Fuß, mit dem Motorroller oder der Straßenbahn, in jungen Jahren war es immer die Schule, die er abends oder am Wochenende besuchte.

Morgens aufstehen und abends eine sinnvolle Bilanz des Tages ziehen, das sei für ihn erstrebenswert gewesen. "Als Handwerker hat man früher eine Arbeit zu Ende gebracht. Eher ist man nicht nach Hause gegangen", sagt Schemken, "das war befriedigend." 60Arbeitsstunden in der Woche - normal nach dem Krieg.

Später wollten es alle besser haben. Doch die Theorie der Blaupausennation sei letztlich nicht aufgegangen. "Deutschland wollte Konzepte erstellen, arbeiten sollten andere Länder. Doch wir brauchen den guten Facharbeiter für den Standort, heute mehr denn je.

Schemkens Jugend war christlich geprägt: Messdiener, Pfadfinder, Kolping, KAB, überall war er engagiert. Nikolaus Ehlen, der christlich soziale Mann, nach dem das Velberter Gymnasium benannt ist, war sein Vorbild. Verantwortung für den Nächsten übernehmen, ihm helfen, auch das hat die Mutter ihm beigebracht. Nach der Lehre, den Weiterbildungen bis zum Handwerksmeister

Ursprünglich wollte er Techniker/Ingenieur werden, hatte schon Bewerbungen verschickt. Doch Prälat Michel überzeugte ihn, dass sein Platz in der Politik sei.

Sein Mentor war Hans Brus. "Ich, der kleine Jung’ aus dem Langenhorst, erhielt bei der Wahl in den Stadtrat in seinem Wahlkreis 610 Stimmen, überrundete die Mitbewerber glatt. "Ich war der Politiker von der Werkbank", sagt Schenken.

Ein Domino-Effekt setzte ein. Er war überall gefragt. "Das eine befruchtete das andere." Die Liste seiner Ämter und Ehrenämter ist ellenlang. Seine Art auf Leute zuzugehen, überzeugte. "Den Kontakt zur Basis habe ich nie verloren. Ich war noch nicht aus dem Auto gestiegen, da wurde ich von den Bürgern schon angesprochen", sagt Schemken. Die Sorgen und Nöte der Bürger notierte er oft auf einem Bierdeckel.

Ehefrau Maria, die er bei seinem Lehrmeister Thanscheidt kennenlernte, hatte neben dem Telefon stets einen großen Block liegen, den er spät abends abarbeitete. "Zu Hause warst Du ja nie", hat ihm sein Sohn noch kürzlich attestiert. "Das Bundesverdienstkreuz hätte meine Frau verdient, ich brauche es nicht", sagt Schemken.

Die Mütter müsse man viel mehr unterstützen. "Wenn ein Kind oft mit Sorgen und Stress von der Schule nach Hause kommt, ist es gut, wenn die Mutter da ist. Da es aber oft ohne zwei Einkommen nicht mehr geht, brauchen wir flexiblere Arbeitszeiten", sagt Schemken. Die Mutter hätte zugestimmt.

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