Handel: Vitaminreiche Nachtarbeit

Wenn das Ehepaar Hoff um 6 Uhr seinen Marktstand aufbaut, hat der Wecker schon über zwei Stunden früher geklingelt.

Ratingen. Ketten rasseln, Eisenstangen knallen auf den Boden aus Naturstein, Kisten klappern — und das um 6 Uhr. Eigentlich eine Zeit, in der es still ist im Zentrum Ratingens, dem Marktplatz. Doch dienstags, donnerstags und samstags ist das anders. Dann rücken die Marktbeschicker an und bauen ihre Stände auf — was die Stille im Morgengrauen nachhaltig unterbricht.

Und während andere noch schlafen, sind sie Marktleute bereits aktiv, heben die schweren Kisten, ziehen Planen an den Ständen zurecht und klappen die Auslagen auf.

So auch Bernd und Birgit Hoff. Sie sind um 6 Uhr die Ersten, die auf dem Ratinger Marktplatz ihren Stand aufbauen. Seit Jahrzehnten kommen sie schon in den Ort, um Paprika, Blattsalat, Möhren, Kartoffeln und auch Blumen anzubieten. Ihren Gartenbaubetrieb, der im Düsseldorfer Süden liegt, gibt es schon in der vierten Generation. Bernd Hoff hat ihn von seinem Vater übernommen.

Der Aufbau verläuft routiniert. Das Ehepaar redet kaum miteinander, beide wissen, was zu tun ist. Und, dass sie bis 7 Uhr schon einen Großteil des Standes aufgebaut haben sollten. „Dann kommen schon die ersten Kunden und kaufen ein“, sagt Bernd Hoff. Um 8 Uhr steht dann der Stand komplett.

Die eigentlich Arbeit beginnt für die Eheleute Hoff aber schon Stunden vorher. Um genau zu sein, bereits am Abend vor einem Markttag. „Dann laden wir die ersten Kisten in den Lastwagen. Denn wenn wir aufstehen, geht es auch gleich schon los, da können wir uns keine Verzögerungen erlauben“, sagt Hoff.

Der Wecker der Eheleute klingelt um 3.45 Uhr. Dann fahren sie zunächst zum Großmarkt nach Düsseldorf-Derendorf. „Jetzt im Sommer brauchen wir nicht viel zu kaufen, weil wir 80 Prozent unseres Angebots selbst anbauen. Aber im Winter ist das anders. Da kaufen wir mehr zu“, sagt Hoff.

In Ratingen angekommen, dürfen die Hoffs wie alle anderen Marktleute erst ab 6 Uhr mit der Arbeit beginnen. Das schreibt das Landesemissionsschutzgesetz vor. Das Ordnungsamt achtet darauf, dass die Regel eingehalten wird. Umso verärgerter sind die Marktbeschicker, wenn Leute, die gerade aus der Kneipe kommen, laut grölen und pöbeln.

Bernd Hoff, Marktbeschicker

„Das erleben wir immer wieder hier, gerade in der Nacht auf den Samstag. Die Leute sollen ja den Spaß haben, aber oft fällt der Lärm dann auf uns zurück. Die Anwohner denken dann, wir Marktleute seien so laut und beschweren sich bei der Stadt“, sagt Mark Jansen. Er ist unmittelbarer Standnachbar der Hoffs, verkauft aber Obst. Er hat zwar keine weite Anreise, weil er aus Ratingen kommt und dort auch seinen Betrieb hat. Aufstehen muss aber auch er bereits um 4 Uhr. „Dann werden noch die letzten Kisten eingeladen und los geht es.“

Während Jansen die ersten Aprikosen und Bananenkisten leert und das Obst auf seinen Stand verteilt, sind die Hoffs schon weiter. Die Auslage füllt sich mit Thymianbüscheln, Süßkartoffeln, Gurken und Tomaten.

„Im Sommer ist die Arbeit in Ordnung, aber der Winter verlangt uns schon einiges ab“, sagt Hoff. Woran er sich aber, egal zu welcher Jahreszeit, gar nicht gewöhnen kann, ist das frühe Aufstehen. „Ich habe schon als 15-Jähriger, als ich im Betrieb geholfen und überlegt habe, ob ich ihn eines Tages übernehmen soll, meinen Vater gefragt, ob das einem irgendwann nichts mehr ausmacht. Er sagte damals, dass das niemals der Fall sein wird. Und heute kann ich sagen: Er hat recht behalten.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort