Hagen Bastian: „Mehr Lehrer? Die Forderung wird doch sofort abgeschmettert“

Interview: Hagen Bastian, Leiter des Gymnasiums Monheim, zur Pisa-Studie.

Kreis Mettmann. Herr Bastian, für wie sinnvoll halten Sie die ganzen Pisa-Studien eigentlich?Bastian: Ich sehe das zwiespältig. Einerseits hat Pisa die Politik für die Notwendigkeit sensibilisiert, dass mehr in Bildung investiert werden muss. Und in NRW geschieht das ja auch. Andererseits bleibt manches fragwürdig, weil die Ergebnisse ideologisch ausgeschlachtet werden. Inwiefern?Bastian: Nach jeder Veröffentlichung geht die Diskussion um die Einheitsschule wieder los ... ... die Sie nicht für förderlich halten?Bastian: Genau. Das Gymnasium ist eine erfolgreiche Schulform. Wir müssen gute Ergebnisse bringen und die haben wir gebracht. Auf unserem Otto-Hahn-Gymnasium haben in diesem Jahr alle 109 Kandidaten das Einheitsabitur erfolgreich und im Durchschnitt besser abgelegt als die Abiturienten der Gesamtschulen. Mithin nützen Pisa-Studien den Gymnasien in Deutschland nicht?Bastian: Das Schlechtreden der Ergebnisse nützt nicht. Es ist ärgerlich. Ich halte Platz 13 von 57 in den Naturwissenschaften für ein gutes Ergebnis. Und das als Leiter des Monheimer Otto-Hahn-Gymnasiums?Bastian: Man muss sich doch anschauen, wer da vor Deutschland liegt. Hongkong und Singapur beispielsweise sind Stadtstaaten und deshalb mit Deutschland überhaupt nicht zu vergleichen. Andere große Nationen in Europa tauchen erst hinter Deutschland auf. Unter diesen Prämissen sind die Ergebnisse durchaus beachtlich. Und auch der ewige Verweis auf Finnland überzeugt vor diesem Hintergrund nicht. Oder kennen Sie einen finnischen Nobelpreisträger? Nein, aber Klassen mit 30 bis 35 Schülern, Lehrermangel, schlechte Ausstattung von Schulen ...Bastian: Wenn man bei den Klassengrößen eine Obergrenze von 25 hätte, wäre das schon schön. Aber mehr Lehrer? Die Forderung wird doch sofort abgeschmettert. Immerhin ist die Schulzeit auf zwölf Jahre verkürzt worden.Bastian: Das hat die Politik beschlossen, ohne vorher die Lehrer zu fragen. Also war das ein Fehler?Bastian: Ich bin kein Freund davon. Das erhöht nur den ohnehin schon hohen Druck auf die Gymnasien und die Gymnasiasten.

Zur Person

Laufbahn Dr. Hagen Bastian hat nach Studium (1972-1981) und Referendariat (1983) als Lehrer für Deutsch, evangelische Religion und Geschichte am Otto-Hahn-Gymnasium angefangen. Mittlerweile leitet er die Schule, die in diesem Jahr ein Gütesiegel für "Individuelle Förderung" erhielt.

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