Haan: Heimatgeschichte als Erlebnis

Ob Bügeleisen, Pistolen oder Wärmflasche: Im Haus Stöcken in Haan werden Exponate aus der „guten, alten Zeit“ ausgestellt.

Haan. Vor allem schwer war das Leben damals. Die nostalgische Verklärung der "guten alten Zeit" wird auf eine Probe gestellt, wenn Gerätschaften vergangener Zeiten schlichtweg in die Hand genommen werden.

So genannte Bettflaschen als frühe Vorgänger der heute üblichen Wärmflasche waren aus Metall, und auch mit Kohle bestückte Bügelgeräte haben in Sachen Gewicht und umständlicher Handhabung mit den Dampfautomaten dieses Millenniums außer dem Zweck keine Gemeinsamkeiten.

Anschaulich werden solche Tatsachen im Haus Stöcken, einem Erlebnisraum der besonderen Art. 1365 wurde das Fachwerkgebäude erstmals urkundlich erwähnt. Es ist das Geburtshaus des Heimat- und Mundartdichters Jakob Litsch. "Er war Sachensucher und Sammler und hat von seinen Reisen, vornehmlich durch Deutschland, vieles mitgebracht", weiß Anne Backhaus, die nach Absprache Führungen durch das Haus anbietet.

Dabei führt die Architektin nicht nur durch die liebevolle Zusammenstellung diverser Accessoires, die "hautnah begreiflich machen, wie das Leben in vergangenen Zeiten war. Es ist auch eine Führung durch das Haus und durch den Garten", erklärt Backhaus.

Denn draußen ist es nicht einfach natürlich schön. Der Obstgarten ist strukturiert. Auf früh reifende Kirschbäume folgen mittel- und spät tragende Obstbäume. "So kann nacheinander geerntet und Obst eingekocht werden konnte" erklärt Backhaus den Sinn dieser Gestaltung.

Am meisten interessieren sich Besucher für Feuerzeuge und Wilderergewehre. Diese Exponate werden um Geschichten ergänzt. Zu sehen sind neben einer Pistolensammlung mit einläufiger Vorderpistole, Steinschlosspistole, Trommelrevolver, Damen- und Reiterpistole eine Dröppelmina und alte Rechnungen - alles verbunden mit Anekdoten, die Anne Backhaus zu erzählen weiß.

Weil es im Haus nur eine Feuerstelle gab, sorgte eine Holzblotsche mit Stroh für zusätzliche Wärme. Kamen Lehrlinge ins Haus, die am Webstuhl halfen, mussten sie das Öl für ihre Lampen selbst mitbringen. Fließendes Wasser gab es nicht, das wurde aus einem Brunnen geschöpft, der auch die Umgebung mit dem lebenswichtigen Nass versorgte.

Worauf der Spruch "Leg’ mal einen Zahn zu" fußt, weiß Anne Backhaus ebenso wie Geschichten zu einem Taufbecken aus karolingischer Zeit, an dessen Ecken die Abbilder der vier Evangelisten waren, und viel, viel zu Jakob Litsch, dem Mundartpfleger, der zusammen mit seiner Schwester Anni bis 1980 dort lebte und dem die frühgeschichtliche Sammlung zu verdanken ist.

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