Gummi geht auf die Rolle - Firma Mitex und ihre Gummimischungen

Die Firma Mitex in Erkrath stellt Walzen her. Die Gummimischungen werden in der „Hexenküche“ gebraut.

Erkrath. Es müssen nicht immer Rinder sein, deren Häute zu Markte getragen werden, um Schuhe zu formen oder Sitzmöbel zu beziehen. Moderne Materialien haben nie eine Weide gesehen, und schon gar nicht wurde ihnen das Fell über die Ohren gezogen.

Der Stoff, aus dem die Illusion besteht, stammt aus Laboratorien, in denen Kunststoffe entwickelt werden, die den Fühl-Vergleich mit dem Naturprodukt locker bestehen. Fehlen nur noch Geruch und Prägung. Die Nase überlisten künstliche Aromen, die reliefartige Prägung, die Plastikfolie in Leder verwandelt, entsteht durch Walzen, deren Strukturen dem Material prägend in Erinnerung bleiben.

Und egal, ob aus Kunststoff eine narbige Kuhhaut oder ein edles Kalbsleder werden sollen — über die Optik entscheidet die Firma Mitex, die seit 1975 in Erkrath Rollen mit dem beschichtet, was die Kundschaft weltweit ordert.

Wenn Autobleche durch Walzen gezogen und lackiert, Folien bedruckt werden oder diese Zeitung auf einer Offsetdruckmaschine produziert wird — für die Walzen ist meist Mitex zuständig. „Wir machen Gummiprodukte“, sagt Geschäftsführer Georg Heinen (49). Das klingt simpel. Nach Gummi eben. Den gibt’s als Autoreifen, in Bärchenform oder Fensterdichtung.

Dass wenige Millimeter Beschichtung einer Walze vom Durchmesser eines Unterarms allerdings auf einem Abschnitt einiger Zentimeter 1000 Kilogramm trägt, ist der Stoff, aus dem die Walzen im Frachtraum des Airbus A 300 sind. Dies ist jener Supervogel für Fracht im XXL-Format mit der Schnauze wie ein Belugawal. Und wer hat die Walzen gebaut? Genau, Mitex.

„Die Kunst besteht in der Herausforderung, Beschichtungen entwickeln zu müssen, die Hitze, Säure, Druck und auch Kälte standhalten“, sagt Heinen, Chef über 100 Mitarbeiter in Erkrath und 400 weltweit. In der „Hexenküche“ die richtige Mischung anzurühren, sei die große Herausforderung, die manchmal den Grenzbereich des Machbaren erreicht.

Heinen: „Wenn zum Beispiel an der Oberfläche der Walze nichts haftenbleiben darf, der Metallkern der Rolle, auf den der Kunststoff aufgetragen wird, aber rutschfest sein muss, beißen wir uns fast die Zähne aus.“ Fast, denn Heinens Gebiss scheint intakt. Vor der Produktion wird das Material in einer Folterkammer getestet.

Die wirtschaftliche Situation von Mitex, das von der Wirtschaftskrise 2008 weniger stark als andere Firmen gebeutelt wurde, hat sich stabilisiert. „Bis März 2009 haben wir aber die Luft angehalten. Denn wenn die Automobilindustrie steht, dann stehen wir auch“, sagt er. Auch dort wie bei Mitex wurde Kurzarbeit verordnet.

Mittlerweile redet Heinen über Expansion. Bereits aktuell stehen Fertigungsanlagen in Spanien, Italien und Polen. Die dortigen Firmen sind Lizenznehmer der Technik aus Erkrath. „Wir produzieren im Land fürs Land“, sagt er. Der Export sei zu teuer, außerdem stärke der Transfer von technischem Wissen das andere Land.

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