Güterzug entgleist: 2000 Tonnen Stahl verwüsten Gleisanlagen

Unfall: Der Lokführer kommt mit dem Schrecken davon. Die Bahn schätzt den Schaden auf rund eine Million Euro.

Hilden. Umgestürzte Waggons, demolierte und verbogene Schienen, aus dem Boden gerissene Gleisfundamente, umgeknickte Signalmasten und abgerissene Oberleitungen: Es war ein Bild der Verwüstung, das sich gestern Morgen den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Eisenbahnbundesamt kurz hinter dem Hildener Bahnhof bot.

Verursacht hatte es ein mit Kohlenstaub beladener Güterzug, der eigentlich von Moers nach Plochingen in Baden-Württemberg unterwegs und um kurz nach 7 Uhr in einer lang gezogenen Rechtskurve entgleist war.

"Warum der neunte der insgesamt 24 Waggons aus den Schienen sprang und drei weitere mit sich riss, wissen wir noch nicht", sagte Bahnsprecher Udo Kampschulte. "Das werden die Ermittlungen des Eisenbahnbundesamtes ergeben." Um sich einen genauen Überblick zu verschaffen, setzte die Bundespolizeidirektion Düsseldorf einen Hubschrauber für Luftaufnahmen ein.

Schließlich zog sich die Trümmerschneise, die der rund 300 Meter lange und 2000 Tonnen schwere Zug hinter sich herzog, über mehr als einen halben Kilometer hin.

"Die Aufräumarbeiten werden sich garantiert mehrere Tage lang hinziehen", so Kampschulte. "Schließlich hat sich einer der Waggons quer gestellt und nicht nur das eigene, sondern auch das Nachbargleis stark in Mitleidenschaft gezogen." Hinzu kommen die ganzen Schäden im Umfeld: Die Palette der Zerstörungen reicht von gekappten Leitungsmasten und Oberleitungen über völlig zertrümmerte Bahnschwellen bis hin zu einem abgerissenen Geländer einer Brücke, die über die Itter führt.

"Bis das alles wiederhergestellt ist, und der Güterverkehr wieder fließen kann, wird es dauern. So lange muss umgeleitet werden", sagt Kampschulte. Der Personenverkehr ist von dem Unfall, der sich auf einer reinen Gütertrasse ereignete, nicht betroffen.

Den größten Aufwand, so Kampschulte, wird die Bergung des mutmaßlichen Verursacher-Waggons erfordern. Dieser Wagen 9 war zunächst weitergezogen worden, dann auf die Nachbargleise gekippt und schließlich eine Böschung hinuntergestürzt. Damit die Stahl-Ungetüme - jeder Waggon wiegt rund 80 Tonnen - überhaupt wieder aufgestellt werden können, waren am Dienstag zwei Spezialkräne im Einsatz. "Die bringen selbst 75 Tonnen auf die Waage", sagte der Bahnsprecher. Einer der Riesen sollte auch den umgestürzten Waggon, dessen sämtliche Räder bei dem Unglück abgerissen wurden, auf Hilfsdrehgestelle hieven.

Glück im Unglück war, dass sich der Unfall gestern in den frühen Morgenstunden ereignete. Denn direkt am Bahndamm verläuft ein Weg zu den Kleingärten an der Siemensstraße. "Um diese Uhrzeit war noch niemand unterwegs. Nicht auszudenken, wenn dort oder auf der Brücke Leute gewesen wären", so Kampschulte.

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