Graffiti: An die Dose, fertig, sprühen

Die Städte haben unterschiedlich stark mit Graffiti zu kämpfen. Monheim stellt eine Wand zur Verfügung, damit Sprayer nicht wahllos überall sprühen.

Kreis Mettmann. Wände, Türen, Fenster — die Graffiti-Sprayer, die sich vor wenigen Wochen in Erkrath an der Pumpenstation am Korresberg der Stadtwerke ausgetobt haben, ließen nichts aus. Von oben bis unten besprühten sie das gerade neu gestrichene Gebäude. Hinnehmen wollen die Stadtwerke das nicht: Sie haben 1000 Euro Belohnung ausgesetzt für Hinweise, die zu den Sprühern führen.

Für viele private Hausbesitzer, Unternehmen und Städte sind die bunten Bilder eine Verschandelung ihrer Flächen — ein teures Ärgernis. Dabei scheint nicht jede Stadt im Kreis Mettmann ein Graffiti-Problem zu haben.

Eine Ausnahme stellt Monheim dar. Für den Grafiker Peter Norf, der seit seiner Jugend auch in der Graffiti-Szene verhaftet ist, liegt das besonders an der Möglichkeit, dort legal an der Baumberger Chaussee sprayen zu dürfen. „Mindestens 50 Prozent der Sprayer nutzen lieber die legale Gelegenheit. Dann kann man nämlich ohne Zeitdruck und bei Tageslicht arbeiten. In der Nacht sieht man die Farben nur schwach“, sagt Norf.

Die 300 Meter lange Wand an der Straße darf seit mehr als 20 Jahren genutzt werden. Norf selbst hat damals mit Freunden den Anstoß bei der Stadt gegeben. Und die Verantwortlichen sind froh, dass es diese Möglichkeit gibt: „Ein Großteil des Dranges der Sprayer lässt sich so kanalisieren, so dass sie sich nicht irgendwelche Häuser vornehmen“, sagt Marc Serafin vom Jugendamt.

In der Graffiti-Szene wird die Wand sogar liebevoll „Hall of fame“ genannt, was so viel heißt wie „Ruhmeshalle“. Es gibt Regeln für die Nutzung (zum Beispiel „Neulinge beginnen an den niedrigen Stellen“, „Vor der Neugestaltung wird unifarben grundiert“), die von den zumeist jugendlichen Sprayer auch beachtet werden.

In Erkrath durften früher die Wände eines Tunnels zum Hochdahler Markt besprüht werden, auch am Bauzaun des Pose-Marré-Geländes konnten sich Sprayer austoben. Aktuell, sagt Bürgermeister Arno Werner, gebe es jedoch keine weiteren Flächen. „

Wenn man so eine lange Wand hat wie Monheim, dann können die Graffiti dort auch legalisiert werden. Wir haben die Möglichkeit leider nicht“, sagt Werner, der Zweifel hat, dass mit legalen Flächen das Problem gelöst werden kann: „Diese Leute wollen an verschiedenen Orten in Erscheinung treten und brauchen sicherlich auch den Reiz des Verbotenen.“

Mettmann stellt ebenfalls keine Flächen zum Sprayen bereit. Axel Mewen, Sachgebietsleiter Jugendförderung in Mettmann, sieht auch keine Szene, die nach legalen Flächen sucht. „So macht es keinen Sinn, Flächen freizugeben.“ Für den Fall der Fälle hätte Mewen jedoch bereits einen Platz. An der Unterführung in der Nähe des Spielplatzes an der Hubertusstraße seien freie Flächen verfügbar. „Das würde die tristen Betonwände sogar verschönern“, sagt Mewen.

In Langenfeld hingegen gibt es drei mögliche Orte, an denen es erlaubt ist, die Farbdosen herauszuholen. Eine Unterführung am Winkelsweg, die Skateranlage am der Langforter Straße sowie eine Schallschutzmauer nahe der Sportanlage hätten sich in der Szene etabliert, sagt Elke Burg, Leiterin des Referats für Jugendarbeit.

„Zur Prävention ist es sehr wichtig, solche Orte anzubieten. Das schließt natürlich den Vandalismus nicht aus, aber viele Sprayer werden so aufgefangen.“ In Langenfeld werde sogar daran gearbeitet, weitere Flächen zu schaffen.

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