Frauen führen das Regiment

Immer mehr Schützenvereine werden von Königinnen regiert. Die Männer reagieren gelassen.

Kreis Mettmann. Bald herrscht in vielen Städten wieder Ausnahmezustand: Alle Jahre wieder — in den Sommermonaten — marschieren die Schützen durch die Straßen, feiern ihre Umzüge und rufen zum ehrwürdigen Königsschießen auf. Dieses Sommerbrauchtum ist vor allem eine Beschäftigung für Männer — Frauen sind oft nur geduldet oder dürfen nicht einmal Mitglied im Schützenverein sein. Doch es gibt Ausnahmen.

Bei den Wiesnasen im Ratinger Stadtteil Homberg sind Frauen seit Vereinsgründung 1997 beim Königsschießen und den Festen dabei. Mittlerweile hat der Verein sogar mehr weibliche als männliche Mitglieder.

„Damals, als der Verein gegründet wurde, gab es eine Abstimmung darüber, ob wir ein eigenständiger Verein sein wollen oder uns der Bruderschaft anschließen“, erzählt Doris Conrad, Vorsitzende der Wiesnasen. „Wir haben uns für die Eigenständigkeit entschieden. Und so konnten auch von Anfang an Frauen Mitglied werden.“

Conrad führt als Vorsitzende nicht nur den Homberger Schützenverein an, sondern war auch schon Schützenkönigin. Überhaupt haben die Frauen in Homberg die Nase vorn beim Schießen. Alle 14 Tage gehen sie in eine Schießsportanlage, um zu trainieren — mit Erfolg: „Bis jetzt hatten wir schon sieben Königinnen, aber nur fünf Könige“, sagt sie.

Auch in Erkrath-Hochdahl hat eine Frau den Vogel abgeschossen: Anke Durakovic-Schlick repräsentiert seit ihrem Königinnenschuss Mitte Mai die Bürgerschützen. Bei ihnen können seit zwei Jahren Frauen die königliche Auszeichnung erlangen.

Auch in Mettmann führen Frauen in den zwei Schützenvereinen das Regiment. Präsidentin Elsbeth Meßing hat seit vielen Jahren das Kommando bei den Bürgerschützen. Als Schützenchefin ließ sie sich auch schon zur Königin krönen. Und mit Königin Heike Glauer stehen derzeit zwei Frauen an der Spitze des 401 Jahre alten Vereins.

Bei der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft dauerte es 575 Jahre, bis die Zeit reif war, dass im vergangenen Jahr eine Frau zur 1. Brudermeisterin gewählt wurde: Cornelia Lanzmich. Ob es demnächst in der Bruderschaft auch eine Schützenkönigin geben wird? „Dafür müssten wir die Satzung ändern“, sagt 1. Brudermeisterin Cornelia Lanzmich, und schiebt hinterher: „Aber es könnte sein, dass das passiert.“

Bei den weltlichen Schützenvereinen in Langenfeld sind Königinnen an der Tagesordnung. Aber auch bei den vier Sebastianus Bruderschaften in Langenfeld kündigt sich ein Wechsel an: Die Bruderschaft Hubertus-Gieslenberg hat eine Schülerprinzessin und eine Prinzessin. In Immigrath und Reusrath ist die Bruderschaft noch Männern vorbehalten.

Das gilt auch für Richrath. Doch auch hier haben sich Mädchen gemeldet, die gerne in die Bruderschaft aufgenommen werden möchten. „Wir sind aufgeschlossen, müssen aber alles gut überdenken“, sagt Ehrenbrudermeister Hans-Josef Gladbach.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort