Zoff um Schmiedestraße geht weiter

Nach dem CDU-Veto wird nun der Rat über das Wohnprojekt der Baugruppe „Dependance“ in der ehemaligen Realschule entscheiden.

Zoff um Schmiedestraße geht weiter
Foto: Dietrich Janicki

Erkrath. Die CDU will sich nicht abfinden mit dem vom Hauptausschuss gefassten Beschluss, den Weg frei zu machen für das von Erkrather Bürgern entwickeltes Projekt, die alte Schule Schmiedestraße in Millrath in eine barrierefreie und kostengünstige Wohnanlage mit zwölf bis 14 Wohneinheiten (75 bis maximal 120 Quadratmeter) für Senioren zu verwandeln. Die CDU sieht das mit Sorge und kritisiert: „Hier sollen wenige vermögende Bürger bevorzugt werden, die angeblich ihre Eigenheime verkaufen wollen, um in eine altersgerechte Wohnform umzuziehen. Eine optimale Nutzung des Geländes für junge Familien wird hierdurch verhindert.“

Das Schulgebäude soll erhalten, bis auf sein Stahlbetonskelett entkernt und damit für den Einschub moderner Wohneinheiten freigemacht werden, so sieht es die Gruppe „Dependance“ um den Erkrather Architekten Wolfgang Teiwes vor, der mit dem Beschluss ein Vorkaufsrecht auf einen Teil des Geländes eingeräumt werden sollte. „Damit sollen Angebote geschaffen werden, die Besitzer von Einfamilienhäusern, die nur noch alleine oder zu zweit dort wohnen, zu einem Tausch ermutigen, also dazu, ihre Häuser im ursprünglichen Sinne wieder für junge Familien freizumachen“, unterstreicht Wolfgang Teiwes. Er selbst ist Rentner und strebt einen solchen Tausch ein, möchte aber, wie viele andere in seiner Situation, auch im Alter großzügig und modern wohnen.

Die Gruppe „Dependance“ beansprucht dafür 2500 Quadratmeter des insgesamt 16 000 Quadratmeter umfassenden Gesamtgrundstücks im Planungsbereich Schmiedestraße, das sind etwa 16 Prozent. „Der Stadt als Eigentümerin stehen also weiterhin über 13 000 Quadratmeter für weitere Baupläne zur Verfügung“, betont Teiwes.

CDU und FDP setzen sich allerdings für eine Überplanung des gesamten Geländes Schmiedestraße durch einen Investorenwettbewerb ein und wollen vorab keine Ausnahmen für einzelne Baugruppen schaffen oder das Gebiet einschränken. „Wir wollen alle Varianten prüfen und abwarten, was der Wettbewerb ergibt“, sagt CDU-Fraktionschef Wolfgang Jöbges. Den Investorenwettbewerb will auch die SPD, die mit Grünen und BmU für das Dependance-Projekt gestimmt hat. Sie hat aber kein Problem damit, die alte Schule von vornherein auszuklammern und den Wettbewerb auf die verbliebenen 13 000 Quadratmeter zu beschränken.

Bleibt es auch nach der Ratssitzung vom 21. März bei dem im Hauptausschuss gefassten Beschluss, könne Erkrath sich bald „mit einem architektonischen Leuchtturmprojekt schmücken“, sagt Architekt Wolfgang Teiwes. Vorbild ist das „Ulmer Stadtregal“, eine preisgekrönte Wohn- und Geschäftsanlage in einer ehemaligen Produktionshalle. Bauherr in Erkrath soll eine noch zu gründende Genossenschaft werden, die Wohneinheiten mit variablen Grundrissen an Mitglieder vermietet, die dafür vorzugsweise ein Einfamilienhaus in Erkrath freimachen. Da die Stadt das Gebäude beziehungsweise die für das Projekt benötigte Grundstücksfläche nicht an die Genossenschaft verpachten will, wird die gemeinnützige Stiftung „Trias“ die rund 2500 Quadratmeter kaufen und sie den Nutzern über Erbbaurecht zur Verfügung stellen. Das Land habe bereits eine umfangreiche Förderung der Umbaumaßnahme in Aussicht gestellt, wenn mindestens 30 Prozent der Wohnungen den Anforderungen an öffentlich geförderte Wohnungen genügen — die Initiative strebt eine Quote von 50 Prozent an, sagt Architekt Teiwes.

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