Sprache ist der Schlüssel zur Integration

Das Motto heißt „Neu in Erkrath! Es geht doch was!“. Flüchtlingsbetreuer und Flüchtlinge diskutierten mit Bürgern in der Stadtbücherei. Vorgestellt wurden gute Beispiele.

Sprache ist der Schlüssel zur Integration
Foto: Olaf Staschik

Erkrath. Was erleben Menschen, wenn sie aus Kriegsgebieten zu uns kommen? Welche Chancen bieten sich insbesondere in Erkrath für eine gelungene Integration? Was ist überhaupt ein integrierter Mensch? Unter dem Motto „Neu in Erkrath! Es geht doch was!“ diskutierten am Mittwoch Akteure der Flüchtlingsbetreuung und Flüchtlinge selbst mit interessierten Bürgern in der Stadtbücherei.

Mohammed Assila, interkultureller Berater der Stadt, hatte diese Podiumsdiskussion angeregt, um zu zeigen, was in Bezug auf Flüchtlinge alles gut läuft und wie man in kleinen Schritten vorankommt. Assila ist mit Kanzlerin Merkel der festen Überzeugung: „Wir schaffen das“.

Zwei Flüchtlinge konnten mit ihren Erfahrungsberichten die optimistische Sicht stützen. Mamoudou Sylla kam vor zwei Jahren aus Guinea über die Ukraine nach Erkrath. In Guinea hatte er Wirtschaftswissenschaften studiert, in der Ukraine gearbeitet und ukrainisch und russisch gelernt. Trotzdem beschreibt er seine Situation in der Ukraine als sehr schwierig, ohne Familie in einem fremden Land.

Dann lernte er dort seine zukünftige Frau kennen, sie zogen weiter nach Deutschland. Zunächst kamen sie im Wohnheim an der Gruitener Straße unter, beide lernten Deutsch bis zum B1-Niveau. Sylla wollte gerne noch mehr lernen, aber das wäre teuer. Doch mit Büchern und deutschen Freunden werde es immer besser. „In Erkrath sind nette Leute“, sagt er. „Ich bin im Moment zufrieden“.

Shadi Aloshi kam im Februar 2015 aus Syrien, wo er schon Deutsch studiert hatte. Dass die Sprache der Schlüssel zur Integration sei, konnten alle Anwesenden bestätigen. Es ist vor allem die deutsche Bürokratie, die den Zugereisten viel Geduld abverlangt. Um seine Fachprüfung bei der Zahnärztekammer ablegen und hier arbeiten zu dürfen, fehlte Aloshi noch ein Stempel von der Deutschen Botschaft in Beirut. Als er den Stempel endlich hatte, war das Gesetz geändert worden und der Stempel überflüssig. Insgesamt ein Jahr musste er warten, in dem er Deutschkurse besucht und ein Praktikum bei einer arabischen Zahnarztpraxis in Düsseldorf gemacht hat. „Ich habe nicht nur ferngesehen“ betonte er auf eine Frage von Mohammed Assila. Er habe mehr syrische als deutsche Freunde, gestand er.

Angeregt diskutierten die Gäste im Anschluss mit dem Podium über die Erkenntnisse. Ursula Moldon, Leiterin der Volkshochschule Erkrath, berichtete, dass in ihren Kursen von „kein Bock“ bis „kann gar nicht schnell genug gehen“ alles dabei sei. Man müsse unterscheiden zwischen Kindern und Erwachsenen. Minderjährige Flüchtlinge sind in Obhut der Jugendhilfeeinrichtungen und unterliegen der Schulpflicht. Bis zu zwei Jahre können sie die so genannten „Willkommensklassen“ an der Carl-Fuhlrott-Schule besuchen, bevor die „Schonfrist“ abläuft. Für Erwachsene, die nicht (die lateinische Schrift) lesen können, gebe es Alphabetisierungskurse. Ein Teilnehmer der Diskussion fand, dass das Wort „Integration“ inflationär gebraucht werde. Man könne von einem Flüchtling, der vielleicht nur ein Jahr bleiben dürfe, keine Integration erwarten.

Und auch was ein „integrierter Mensch“ sei, solle man nicht zu eng sehen. Es gebe ja auch viele nicht integrierte Deutsche, so die Erfahrung.

„Ich mag das Wort ‚Verpflichtung‘ nicht“ sagte Sabine Pultz, Sozialarbeiterin an der Realschule Hochdahl. „Ich sage zu den Kindern immer, integriert bist du, wenn du dich hier zuhause fühlst. Such dir Leute, die machen, dass du dich wohlfühlst.“

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