Schulprojekt mit Seniorenheim: Unterricht ganz lebensnah

15 Schüler vom Gymnasium Hochdahl kümmern sich in ihrer Freizeit um die Bewohner des Seniorenheims „Haus Bavier“.

Hochdahl. Jede Woche besucht Jonas Krabs (16) den Männerstammtisch im Altenheim „Haus Bavier“. Dort setzt er sich mit den Senioren zusammen und hört sich Geschichten aus deren Leben an. „Es ist wie Geschichtsunterricht aus erster Hand“, sagt Krabs.

Er ist Schulsprecher am Gymnasium Hochdahl und beteiligt sich am Projekt „sozialgenial — Schüler engagieren sich“. Mit dem Projekt soll gesellschaftliches Engagement gefördert werden. Es ist eine Initiative der WGZ-Bank und wird vom Ministerium für Schule und Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen unterstützt.

Seit März besuchen 15 Schüler der Schülervertretung (SV) im Alter von 14 bis 19 Jahren das Altenheim im Rahmen des Projekts — und das ehrenamtlich in ihrer Freizeit. „Die Erfahrungen, die die Schüler dort sammeln, sind sehr wichtig. Auch im Sinne von Empathie, um sich in die Lage anderer versetzen zu können“, sagt Dieter Smolka, Schulleiter des Gymnasiums.

Die Schüler besuchen die Senioren bei Aktionen im Altenheim, wie dem Vorlesekreis oder dem Spielenachmittag und unterstützen das Betreuerteam. „Es ist schon schwierig. Ich habe es mir am Anfang anders vorgestellt. Man kann weniger mit den Leuten machen als gedacht, da einige dement sind“, erzählt Jonas. „Aber wenn man sich darauf einstellt, läuft es super.“

Asal Kosari besucht den Spielenachmittag im Haus Bavier. Die 16-Jährige hat bis jetzt nur gute Erfahrungen beim „Mensch ärger Dich nicht“ oder diversen Kartenspielen gemacht. „Es ist ein sehr gutes Gefühl. Danach denke ich, ich habe etwas Gutes getan und den Menschen eine Freude gemacht“, sagt sie. Lotta Brakemeier (16) geht mittwochs in den Vorlesekreis. Selbst liest sie noch nicht vor. „Aber nach den Geschichten diskutieren wir über das Gehörte.“

Geleitet wird das Projekt von den beiden SV-Verbindungslehrern Andrea Lorenz und Jürgen Trostorf. „Es ist ganz toll, wie die Schüler das machen“, sagt Lorenz. Trostorf sieht den Blick über den Tellerrand als wichtig an: „Die Schüler lernen, dass es noch etwas anderes gibt als die schulische oder wirtschaftliche Welt. Und bekommen Kompetenzen, soziale Projekte später selbst zu initiieren.“ Lorenz fügt hinzu: „Es geht darum, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen.“

Schwere Situationen werden nicht eingeklammert. „Einmal haben wir draußen gewartet und der Leichenwagen fuhr vor. Das muss einem einfach präsent sein, dass das auch passieren kann“, sagt Jonas. „Wenn man so was sieht, dann kommt man schon ins Grübeln“, ergänzt Asal.

Daher betont Smolka, dass Lehrer als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, um die Jugendlichen im Bedarfsfall aufzufangen. Am Ende des Projekts bekommen die Schüler ein Zertifikat über ihre Arbeit. Wichtiger sind ihnen aber die Erlebnisse mit den Senioren. Jonas: „Es sind Erfahrungen, die ich vorher nicht hatte. Und das finde ich sehr gut.“

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