Porträts fangen die Seele der Gemeinde ein

Beate Meurer und Anja Raguso fotografierten Menschen in der Gemeinde. Eine Auswahl ihrer Arbeiten ist in Hochdahl zu sehen..

Porträts fangen die Seele der Gemeinde ein
Foto: Stephan Köhlen

Erkrath. Im Kirchencafé am Hochdahler Markt hängt eine Fotografie an der Wand, auf dem eine farbenfrohe Seniorin abgebildet ist. Brigitta Heisler trägt orangefarbene Haare mit gelbem Pony — dadurch sticht ihr Porträt deutlich aus den anderen heraus, die momentan im Haus der Kirchen gezeigt werden. „Also ich finde es schrecklich“, seufzt Heisler schwermütig. „Meine geschlossenen Augen gefallen mir überhaupt nicht“. Aber dann sagt sie: „Die Farbgestaltung dagegen finde ich wunderschön“. Sie ist hin- und hergerissen, hätte lieber einen anderen Schnappschuss von sich gesehen, fängt dann aber an zu lachen und verzeiht der danebenstehenden Frau, die vor einem Jahr das Porträt von ihr gemacht hatte. „Unser Anliegen ist es, Menschen aus den Hochdahler Kirchengemeinden zu portraitieren, sie in einer Momentaufnahme festzuhalten“, erklärt Beate Meurer, Öffentlichkeitsreferentin im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann. „Meine Freundin Anja Raguso und ich möchten sichtbar machen, was Kirchengemeinden auszeichnet“.

Meurer und Raguso kennen sich seit dreißig Jahren. Sie sind beide leidenschaftliche Hobbyfotografinnen. Raguso ist als Gesamtleiterin der Kitas bei der Lebenshilfe Essen tätig. Sie leitet Projekte, gründet gerade zwei neue Kindertageseinrichtungen und engagiert sich für Menschen mit Handicap. „Integration und Inklusion schreiben wir bei uns in Essen ganz groß“, erzählt Raguso. „Und über unsere Freundschaft zum Kirchenkreis Mettmann und meiner persönlichen Verbindung zu Beate Meurer entwickelte sich der Gedanke zu dieser Ausstellung“.

Beate Meurer und Anja Raguso, Fotografinnen

So entstanden zwölf Porträtfotografien, die noch bis zum 15. Mai im Kirchencafé zu sehen sind. Sie zeigen verschiedene Altersgruppen, von der Schülerin bis zur Seniorin. Unter jedem Bild ist ein kurzes Statement abgedruckt. Die Portraitierten vervollständigten folgenden Satz: „Kirche ist für mich…“. Brigitta Heisler beendete den Satz mit „Gemeinschaft“.

Jetzt sitzt sie wieder zwischen ihren Freundinnen am Kaffeetisch, auf ihrem Stammplatz, genau dort, wo einst ihr Porträt entstand. Die Rentnerin besucht fast täglich das Kirchencafé. Sie schätzt die Gespräche mit anderen Besuchern: „Hier passt einer auf den anderen auf. Ein offenes Ohr finde ich hier immer“.

Die zwölf Fotos an den Wänden wurden nur minimal bearbeitet. „Das war uns enorm wichtig“, sagen Meurer und Raguso bei. „Etwas zu verschönern oder gar Falten wegzumachen, kam nicht infrage“. Das Hochdahler Haus der Kirchen macht den Auftakt zur Ausstellungsreihe „Momentaufnahme“.

Weitere Ausstellungen finden statt in Kirchengemeinden in Ratingen (Juli bis September), zweimal in Homberg (Oktober und November) sowie in Lintorf-Angermund (Dezember). In den dortigen Räumen werden mehr als zwölf Porträts ausgestellt. Im Hochdahler Haus der Kirchen gebe es nicht genug Platz, meint Meurer. Aber der Ort sei sehr ansprechend, da er zentral liegt und durch das Kirchencafé viele Menschen anlockt. Was Meurer und Raguso in allen Gemeinden fasziniert hat: die Offenheit der Portraitierten. „Wir kennen es eben auch, dass die Menschen sich vor der Kamera versteifen. Das war bei uns nicht der Fall“.

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