Nachwuchsfotografen gehen auf Motivsuche

Im Rahmen des Kulturrucksacks entdecken Jungen und Mädchen Erkrath durch die Linse.

Nachwuchsfotografen gehen auf Motivsuche
Foto: Nicole Marschall

Erkrath. Fotografiert wird heute ständig und überall. Ein Klick auf den Auslöser und das Motiv ist — mehr oder weniger gelungen — im Kasten. Über interessante Perspektiven, den Bildaufbau oder Blickwinkel machen sich nur die wenigsten Gedanken. Und wer nutzt schon die vielen Funktionen, die unsere Fotoapparate und sogar Smartphones heute bieten?

„Die Kinder fotografieren ja heute jederzeit mit ihren Handys“, erklärt Gabriela Klosa, Leiterin des TSV Kinder- und Jugendzentrums, ihre Motivation, diesmal einen Fotokursus als Ferienaktion anzubieten: „Da schien es uns passend, das Interesse an der Fotografie spielerisch zu fördern und das entsprechende Wissen dazu zu vermitteln.“ Zehn Mädchen und zwei Jungs im Alter von zehn bis 14 Jahren nutzten die Chance und nahmen an dem durch die Initiative „Kultur-Rucksack NRW“ finanzierten Ferienspaß „Fotografieren lernen von A — Z“ teil. Damit war das Angebot komplett ausgebucht. „Wir hatten noch so viele Interessenten auf der Warteliste, dass wir einen zweiten Kursus hätten anbieten können“, so Klosa.

„Am ersten Tag haben wir den Zoom benutzt und erklärt bekommen, wie die Kamera funktioniert“, erzählt Frederico (12). Das war für alle neu. „Dann haben wir draußen Fotos von uns und dem gemacht, was wir entdeckt haben: den Himmel, Wände“, zählt Leonora (10) auf und Laetitia (10) ergänzt: „An der Decke und auf dem Boden haben wir verschiedene Muster und Strukturen fotografiert.“

Eine besondere Herausforderung war für die Nachwuchsfotografen die Aufgabe, in Gegenständen und Strukturen Buchstaben zu entdecken und so für jeden Buchstaben des eigenen Namens ein Foto zu schießen. Julia hat beispielsweise für ihr „u“ ein Ohr und für das „l“ sich selbst mit ausgestreckten Armen fotografiert. Außerdem, erklärt die Dreizehnjährige, habe sie gelernt, die verschiedenen Modi ihrer Kamera — unter anderem für Sport- oder Landschaftsaufnahmen — zu nutzen. Aber nicht nur die zwölf Teilnehmer haben während des viertägigen Kurses viel Neues gelernt.

Lutz Mackenstedt, Fotograf

Auch für Lutz Mackenstedt, der mit seinem mobilen Fotostudio nebenberuflich sonst im Auftrag von Privat- und Firmenkunden unterwegs ist, war die Ferienaktion mit den Kindern Neuland. Eine Kamera mit auf Russisch installierten Voreinstellungen, die ein Mädchen mitgebracht hatte, war dabei nur eine der Herausforderungen. „Ich hatte zuvor noch keinen Fotokursus mit Kindern gemacht“, gibt er zu und schmunzelt: „Das ist anstrengender, als ich gedacht habe.“ Seinen zunächst recht theoretischen Ansatz warf er vor Ort schnell über Bord. „Was ich mir überlegt hatte, war so nicht umzusetzen. Gemeinsam haben wir aber dann einen guten Weg gefunden. Die Kinder lernen schnell. Da muss man schauen, dass man eine Menge verschiedener Aufgaben zusammenbekommt.“ Beispielfotos zur Erklärung und jede Menge praktische Aufgaben standen dann im Vordergrund. „Ziel ist es“, so Mackenstedt, „den Kindern beizubringen, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen: Motive, die interessant sein können, finden sich überall. Manchmal ist das Ganze interessant, manchmal ein Detail.“

Für Abwechslung und Bewegung sorgte zwischendurch Claudia Andraczek vom TSV mit Pausen, in denen getobt und gespielt werden konnte. „Zombieball“ und „Riesentischtennis“ machten auch dem Fotografen sichtlich Spaß.

„Wir freuen uns, dass alle Kinder jeden Tag gekommen sind“, fassen Gabriela Klosa und Claudia Andraczek zusammen: „Das ist bei komplett kostenfreien Angeboten nicht immer der Fall.“ Auch die Rückmeldungen der Teilnehmer seien positiv: Fotografin stehe jetzt bei einigen Mädchen als Berufswunsch ganz oben.

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