Kulleraugen retten die Welt

Ein Verlag hat das erste Buch mit Mangas von Lisa Santrau (23) herausgebracht. Es erzählt von Beschützern der Menschheit.

Hochdahl. „Ach — das ist doch dieses kitschige japanische Zeug, oder?“ Solche und ähnliche Vorurteile hört Lisa Santrau häufiger, wenn sie erzählt, dass sie Mangas zeichnet. Sie kann damit umgehen. „Es muss ja nicht jedem gefallen“, sagt die 23-Jährige, deren neuestes Werk „Götterboten“ vor wenigen Wochen erschienen ist.

Wer sich jedoch darauf einlässt, in die Manga-Welt einzutauchen, wird feststellen, dass dahinter weitaus mehr steckt als schnell zu Papier gebrachte Phantasiewesen mit großen Augen. Und wer Lisa Santrau kennen lernt, merkt schnell: Manga-Zeichner sind keine Freaks, sondern kreative Menschen, die ihr Hobby lieben.

Im „wahren Leben“ studiert Santrau Kommunikationsdesign in Wuppertal. Sie singt und fotografiert gern. Außerdem trifft sie sich häufig mit Freunden. Dann kann sie auch über ganz andere Dinge reden als über ihr Hobby, das sie schon seit Grundschulzeiten begleitet.

Damals saß sie heimlich nachmittags vor dem Fernseher und schaute „Sailor Moon“ — eine Manga-Serie, in der eine schöne Mädchenkriegerin die Welt rettet. „Ich war davon total begeistert, habe direkt eine Folge aufgenommen und versucht, die Figuren vom Fernseher abzupausen“, sagt Lisa Santrau und muss dabei lachen. „Als das nicht klappte, habe ich halt versucht, die Figuren nachzumalen.“

Als sie 15 war, setzte sie sich spontan in den Zug und fuhr quer durch die Republik, um ihre Werke bei der Leipziger Buchmesse verschiedenen Verlagen zu präsentieren. Das Urteil: vernichtend. „Es war zwar hart, aber es hat mich auch nach vorne gebracht, weil ich allen beweisen wollte, dass ich es doch kann“, sagt die Mangaka (Fachbegriff für Manga-Zeichnerin) rückblickend.

Sie feilte an den Charakteren und entwickelte immer mehr ihren eigenen Stil. Einige Jahre später war sie wieder bei der Buchmesse und setzte sich bei einem Wettbewerb gegen die Konkurrenz durch. Der Preis: Ihr Manga wurde in einem Sammelband veröffentlicht. Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist Santrau in der Manga-Szene bekannt.

Und so wurde auch die Verlagsgruppe Droemer Knaur auf die junge Erkratherin aufmerksam. Die Zeichnungen sowie die gefühlvolle Geschichte um die naive Chidori und den griesgrämig-frechen Götterboten Hermes überzeugten die Verantwortlichen im Verlag. Über ein Jahr lang zeichnete Santrau — „meistens abends nach der Uni oder mit viel Energy Drinks auch nachts“, um den Abgabetermin einhalten zu können. Das Resultat steht nun in gedruckter Form in den Buchläden.

Ideen für eine Fortsetzung hat sie bereits im Kopf, ein entsprechender Vertrag ist jedoch noch nicht unterzeichnet. „Es wäre aber toll, wenn das klappen würde“, sagt die Mangaka, die ursprünglich Jura studieren wollte, „weil mir alle gesagt haben, dass man mit Malerei doch kein Geld verdienen kann.“ Reich ist sie mit ihren Mangas bisher in der Tat — noch — nicht geworden.

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