Klinik mit Herz für Tiere

In Trills versorgen 25 Experten der Tierklinik erkrankte Tiere rund um die Uhr.

Hochdahl. Der kleine Sammy hat alle vier Pfoten von sich gestreckt. Grüne OP-Laken bedecken den Jack-Russel-Terrier. Nur der rasierte Bauch ist zu sehen. Dr. Peter Engelhardt, Tierarzt in der Tierklinik Neandertal in Trills, lässt seinen Blick noch einmal prüfend über die unterschiedlich großen Skalpelle schweifen und rückt mit seinem Stuhl an den Tisch.

Obwohl die Operationsbestecke kleiner sind als die Instrumente von „Menschenärzten“, machen sein dunkelblauer Kittel und die weißen Latexhandschuhe keinen Unterschied zu den Kollegen aus dem Humanbereich — mit Ausnahme der Haube mit bunten Comic-Hunden, die er auf dem Kopf trägt.

„Wir müssen den Bauch erst einmal aufmachen, um zu sehen, wie sehr der Tumor mit dem Gewebe verwachsen ist. Erst dann wissen wir, ob er operabel ist“, sagt er durch seinen Mundschutz. Während Engelhardt mit einem gezielten Schnitt die Bauchdecke öffnet, spielen die Beatsteaks leise die ersten Töne ihres Liedes „Milk and Honey“ im Radio. Dazwischen mischt sich ein Bellen aus dem Nebenraum.

Dort wacht Hundedame Sheila langsam aus ihrer Narkose auf. Ihr wurde am frühen Morgen ein Tumor entfernt. Bei Sammy sieht es mittlerweile gut aus. Engelhardt kann den Tumor nach mehr als einer Stunde herausschneiden.

Assistentin Stefanie Jackisch steckt Gewebeproben in kleine Plastiktöpfe. Ihr macht die teilweise blutige Arbeit nichts aus. „Natürlich ist hier jeder schon mal umgefallen. Auch mir ist das schon passiert. Aber das legt sich“, sagt sie lächelnd und stellt die Töpfchen weg.

Der erste Patient von Dr. Marcus Hess, dem Gründer der Tierklinik und leitendem Tierarzt, an diesem Nachmittag ist Tango. Der junge Hund hat schon eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Sein Besitzer Friedhelm Kempa bringt ihn zum Verbandwechseln. „Im November ist er eine Böschung ’runtergefallen und hat sich das Bein gebrochen“, sagt Kempa.

Daraufhin wurde dem Hund eine Metallplatte eingesetzt, die das aktive Tier allerdings durchbrach. Deshalb wurde er Mitte Dezember erneut operiert und trägt jetzt eine äußere Fixierung am linken Hinterlauf. Sechs bis neun Monate muss er damit leben.

60 Prozent der tierischen Patienten in der Tierklinik sind Hunde. Die Katzenquote liegt bei 30 Prozent. Der Rest setzt sich aus Kaninchen, Hamstern & Co. zusammen. „Am häufigsten haben die Tiere hier mit Durchfall, Erbrechen oder Husten zu kämpfen“, sagt Hess.

Für den sechsfachen Vater und Halter von zwei Hunden endet gegen 19 Uhr und nach zwölf Stunden ein langer Tag. Wenn er abends Praxis- gegen Freizeitkleidung gewechselt hat, bedeutet dies aber nicht das allgemeine Schichtende in der Klinik. Denn die Tierärzte sind immer für Notfälle bereit — rund um die Uhr.

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